Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Esel
ahd. esil, mhd. esel, sehr früh entlehnt aus ⇓ "S120" lat. asinus oder asellus; bezeichnet das dem Pferd verwandte langohrige, graue Haustier, »Sinnbild der Torheit und Störrischkeit« (W.L244 Wolfgang Pfeifer), schon im Lateinischen als ⇓ "S191" Schimpfwort übertragen auf den Menschen. Jmdm. (einen) Esel bohren 16. Jahrhundert (L059 DWbs. v. bohren), noch bei Wieland, Goethe, Schiller u. a., bedeutete, jmdn. zu verhöhnen, ursprünglich wohl durch eine Geste, die andeuten soll, daß er ein Esel ist: die aufgestreckten Finger, der 2. und 5., deuten eine bohrende Bewegung an. Den gleichen Sinn hat jmdm. Eselsohren deuten (Goethe, Schiller); vgl. L258 Lutz Röhrich 1,244.Eselsbrücke (1735; L164 Friedrich Kluge) ⇓ "S124" Lehnübersetzung von mittellat. pons asini (L258 Lutz Röhrich), ⇓ "S193" Schulausdruck, ursprünglich ›Lern-, Verständnishilfe‹ (z. B. gereimte Merkverse), heute allgemeiner ›Gedächtnisstützesich eine Eselsbrücke bauen;
Eselsohr schon mittelhochdeutsch als Zeichen des Spotts (noch bei Goethe); seit dem 17. Jahrhundert (1637; L164 Friedrich Kluge) und heute allein ›(durch nachlässigen Gebrauch) umgeknickte Ecke eines Papierblattes‹, zumeist bezogen auf Buchseiten; ⇓ "S027" vom Bild des geknickt herabhängenden Ohrs, vgl. engl. gleichbedeutend dog's ear.
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