Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erziehen
ahd. irziohan, mhd. erziehen, ursprünglich in mannigfacherer Verwendung wie einfaches "ziehen".1 Bis ins 18. Jahrhundert noch erziehen könnenimstande sein zu ziehen‹: die vier kleinen Pferde konnten meine Halbchaise kaum erziehen (Goethe).
2 Frühzeitig vorzugsweise vom Aufziehen von Kindern und jungen Tieren, auch Pflanzen (Sind das meine Pflanzen, die ich pflanzte, die ich erzog? A075 Johann Wolfgang von Goethe, Stella. 11,180,4) gebraucht, zunächst mit Bezug auf leibliche Pflege: vnd erzeucht jre Jungen / vnter den jungen Lewen (Löwen) (A180 Martin Luther, Hesekiel 19,2), Die ich erneeret vnd erzogen habe (A180 Martin Luther, Klagelieder Jeremias 2,22); aber auch die heutige umfassendere Bedeutung in bezug auf Kinder schon althochdeutsch (unter Einfluß von lat. educare; L320 Trübner). Ungewöhnlich mit anderer Art des Objekts: habe ich das an dir erziehen (durch Erziehung erreichen) müssen (Lenz). Dazu
Erziehung (L200 Josua Maaler 1561); Die Erziehung des Menschengeschlechtsvon Lessing 1780; Gewiß verdiente die Zeit, in der wir wirklich leben, die stolze Benennung des philosophischen Jahrhunderts nicht, wenn wir den wichtigsten Artikeldie Erziehung, nicht einmal mit Ernst bearbeiteten (A232 Christian F. Schubart, Deutsche Chronik 1774,69); Fähigkeiten werden vorausgesetzt, sie sollen zu Fertigkeiten werden. Dieß ist der Zweck aller Erziehung (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,60,21); War es eine Erziehung? Nicht nur ein Aufwachsen? Verwildern? (Th.A012 Thomas Bernhard, Frost 81); dazu Erziehungslehre, Erziehungswissenschaft (Studienfach) neben "Pädagogik";
Erzieher L308 Kaspar Stieler.
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