Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erscheinen
ahd. irskinan, mhd. erschinen; hat nichts mehr von der ursprünglichen Bedeutung von ↑ "scheinen" bewahrt, es bedeutet ›sichtbar werden‹. Zwar könnte man in Wendungen wie die Sonne, der Mond erscheint an die ursprüngliche Bedeutung denken, aber wir empfinden nichts davon. Man gebraucht erscheinen speziell von Geistern (häufig in der Bibel), aber auch sonst von Personen, wo es vielfach durch sich einfinden ersetzt werden könnte, insbesondere vor Gericht erscheinen. Ein Buch erscheint, wenn es zum Verkauf ausgegeben wird. Heute veraltet eine Stunde, ein Zeitpunkt erscheint. Nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht es, wenn erscheinen wie scheinen mit einem Prädikativum verbunden wird: keine von allen erschien die herrliche Jungfrau (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea 5,192), halb Wurm erschien's, halb Molch und Drache (Schiller), wären sie das, was sie in den Gemälden des Caylus erscheinen (Lessing); statt dessen auch Anknüpfung mit als: Ihr erscheint mir heut' als einer der ältesten Führer (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea 5,225). Zu unterscheiden davon ist die dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechende Verknüpfung mit prädikativem Attribut: Erscheinet aber nicht leer fur mir (A180 Martin Luther, 2.Mose 23,15), sie erschien auf dem Maskenballe als Russin. Veraltet ist es erscheint, daß im Sinne von ›es erhellt‹, vgl. einen Brief, woraus erscheint, daß wir die Herrschaften hier zu erwarten haben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 24.10.06), aus seinen Reden erschien es, daß er sich für vergiftet hielt (W.Alexis).Erscheinungspätmhd. erschinunge;
1 ›das Erscheinen‹, ›Auftreten‹ warten auff die selige Hoffnung vnd erscheinung der Herrligkeit des grossen Gottes (A180 Martin Luther, Titus 2,13), Die Erscheinung eines Kometen (L004 Johann Christoph Adelung), Seiltänzer, Springer… indem sie sich auf eine öffentliche Erscheinung bereiteten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 21,141,7); jmd. / etwas tritt in Erscheinung; Neuerscheinung auf dem Buchmarkt, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort; heute eher im Sinne von ›Wahrnehmung‹, ›Phänomen‹ eine alarmierende, analoge Erscheinung(L337 WdG), der Totalitarismus ist eine spezifische Erscheinung des 20. Jahrhunderts L097 GWb; Alterserscheinung, Ermüdungserscheinung, Randerscheinung usw.;
2 ›Vision‹ sie fiengen nun an von ahnungen, erscheinungen und dergleichen zu sprechen (Goethe; L059 DWb), Oh ihr, meiner Jugend Gesichte und Erscheinungen! (1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 142);
3 metonymisch konkretisiert ›Gestalt‹ (1855; L264 Daniel Sanders) Sie war, wie alle Krögers, eine äußerst elegante Erscheinung (Th.Mann; L337 WdG).
1 ›das Erscheinen‹, ›Auftreten‹ warten auff die selige Hoffnung vnd erscheinung der Herrligkeit des grossen Gottes (A180 Martin Luther, Titus 2,13), Die Erscheinung eines Kometen (L004 Johann Christoph Adelung), Seiltänzer, Springer… indem sie sich auf eine öffentliche Erscheinung bereiteten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 21,141,7); jmd. / etwas tritt in Erscheinung; Neuerscheinung auf dem Buchmarkt, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort; heute eher im Sinne von ›Wahrnehmung‹, ›Phänomen‹ eine alarmierende, analoge Erscheinung(L337 WdG), der Totalitarismus ist eine spezifische Erscheinung des 20. Jahrhunderts L097 GWb; Alterserscheinung, Ermüdungserscheinung, Randerscheinung usw.;
2 ›Vision‹ sie fiengen nun an von ahnungen, erscheinungen und dergleichen zu sprechen (Goethe; L059 DWb), Oh ihr, meiner Jugend Gesichte und Erscheinungen! (1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 142);
3 metonymisch konkretisiert ›Gestalt‹ (1855; L264 Daniel Sanders) Sie war, wie alle Krögers, eine äußerst elegante Erscheinung (Th.Mann; L337 WdG).