Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erringen
ahd. ir(h)ringan, mhd. erringen; ›durch Anstrengung erlangen‹, ›gewinnenSeid gesegnet, goldne Kinderträume,… Was ich nie erringe, schenktet ihr! (A131 Friedrich Hölderlin, An die Natur).Errungenschaft (1582; L360 ZDW6,360) als Lehnübersetzung rheinpfälzischer ⇓ "S010" Kanzleien von mittellat. acquaestus,
1 ursprünglich ⇓ "S181" Rechtsausdruck für erworbenes Vermögen im Gegensatz zum ererbten, insbesondere für das, was Eheleute während der Ehe erworben haben (L046 DRWb 3,268, L320 Trübner), gebucht bei L284 Justus Georg Schottelius und L308 Kaspar Stieler.
2 Versuche, das Wort außerhalb des juristischen Bereichs zu verwenden, bleiben zunächst vereinzelt, so 1763 Wieland und Görres: Daß es in einem wie im andern zum Besten kommen werde, ist von menschlicher Schwäche nicht zu hoffen; wohl aber, daß die erhebende Zeit, wie sie viel Böses gesehen, so auch viel Gutes oben und in der Tiefe gründen werde und kein verächtliches Erbe aus ihrer Errungenschaft überliefern den folgenden Geschlechtern (Rhein.Merkur 24.8.1814). Die gegenwärtige Verwendung ist erst eine »Errungenschaft« (H.Paul 1897) des politischen Lebens seit 1848, ⇓ "S192" meist im Plural: Märzerrungenschaften, wozu sofort als Gegenwort ⇓ "S018" Märzverlorenschaft und ⇓ "S018" Versprochenschaft gebildet werden (L181 Otto Ladendorf, L320 Trübner); ferner Errungenschaften der national=sozialistischen Revolution (Völkischer Beobachter; L320 Trübner); besonders üblich auch in der DDR: die Errungenschaften der Arbeiterklasse (L337 WdG), die Fabrik ist mit den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattet (L097 GWb). Vgl. E.Matthias / H.Schierbaum: Errungenschaften. Zur Geschichte eines Schlagwortes unserer Zeit, 1961, besonders 85ff. Ironisch Eine schöne Errungenschaft! (1849 Nestroy; L320 Trübner), scherzhaft umgangssprachlich ich muß dir meine neueste Errungenschaft (›Anschaffung‹) zeigen (L337 WdG).
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