Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
eröffnen
ahd. iroffanon, mhd. eroffen(en),1 ursprünglich wie "öffnen", so noch bis ins 19. Jahrhundert, zuletzt in gehobener Sprache, vgl. als Mylord die Türe schnell eröffnete(Schiller), die Tür eröffnete sich (Tieck), bis daß der rechte Ring den Mund eröffne (Lessing), sie hat dem Tage wieder ihr Aug eröffnet (Goethe), in die zärtlich eröffneten Arme (Wieland); ein Testament eröffnen ist noch heute rechtssprachlich üblich, dagegen nicht mehr einen Brief uneröffnet zurücksenden. Weiterhin in übertragenen Verwendungsweisen ›mit etwas (förmlich) beginnen‹ (erst im 18. Jahrhundert geläufig): eine Vorstellung, Sitzung, die Jagd eröffnen; ›erschließen, zugänglich machen‹ (frühnhd.) es eröffnen sich jmdm. die besten Aussichten, jmdm. Perspektiven eröffnen.
2 übertragen ›offen machen, enthüllen‹ ergibt ›mitteilen, bekanntgeben‹ (spätahd. Notker; L060 2DWb): jmdm. seine Meinung, ein Anliegen eröffnen, auch mit einem daß-Satz; veraltet sich gegen jmdn. eröffnen; veraltet auch Der Himel wird seine missethat eröffenen (›an die Öffentlichkeit bringen‹) (A180 Martin Luther, Hiob 20,27), usw. (vgl. L059 DWb). Dazu
Eröffnung (spätmhd.).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: eröffnen