Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erhören
1 hat mittelhochdeutsch wie frühneuhochdeutsch auch die Bedeutung ›zur Wahrnehmung durch das Gehör gelangen‹, entsprechend dem Gebrauch von "ersehen", vgl. noch kein Mensch zu erhören und zu ersehen (Tieck), suche bei der Aufwartung zu erhören, warum er wiedergekommen ist (Tieck). In diesem Sinn erhielt es sich länger literarisch im Partizip erhört, aber nur in Sätzen mit negativem Sinn: Büberei, wie noch keine erhört worden (Schiller), ist so etwas je erhört? 2 Heute sonst nur noch ›eine Bitte, die man sich angehört hat, erfüllen‹, schon mittelhochdeutsch bei Gottfried von Straßburg (L320 Trübner); speziell für die Beziehung zwischen den Geschlechtern: erhör mich, stolz freulin (Oswald von Wolkenstein; L060 2DWb).
unerhört
1 von Bitten, Wünschen ›nicht erhört‹ (veraltet),
2nie gehört, beispiellosunerhörte Marter (A180 Martin Luther, 2.Makkabäer 9,6), jetzt gewöhnlich negativ gesteigert ›unglaublich, nicht zu fassenIhr seid noch immer da! Nein das ist unerhört / Verschwindet doch! (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4158).
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