Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erheben
ahd. irheffen, mhd. erheben, mit älterem Partizip ↑ "erhaben". Während etwas "heben" bedeutet ›etwas in eine höhere Lage bringen, als es vorher eingenommen hat‹, wobei auch die frühere Lage schon als eine hohe betrachtet werden kann, ist etwas erheben1 ›etwas aus einer gesenkten Lage in eine erhöhte bringen‹: die Hand, den Arm, den Kopf, die Augen, sein Glas erheben. Ein entsprechender Unterschied zeigt sich auch bei übertragener Verwendung, erheben bedeutet dann ›besonders erhöhen, herausheben, verstärken‹: das blendende Licht des Angesichts und des Busens, wie es von den finstern Haaren erhoben ward (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz 8,50,21). Es wird gebraucht in bezug auf Rang: das ich dich aus dem staub erhaben habe / vnd zum Fürsten gemacht (A180 Martin Luther,1.Könige 16,2); in bezug auf Ehre, die jmdm. erwiesen wird, so daß erheben ›preisen‹ ist: Meine Seele erhebt den Herrn (A180 Martin Luther, Lukas 1,46); in bezug auf Stimmung und Gesinnung: wenn erhabene Gegenstände uns nicht erhüben (Schiller), so häufig im Partizip erhebend. Man sagt Steuern, Zoll, Zinsen erheben (Luther; L041 Philipp Dietz); auch im Sinne von ›ermitteln‹ (17. Jahrhundert): etwas durch Zeugen erheben, jetzt häufig (statistische) Daten erheben. In intransitiver Funktion sich erheben; sich vom Lager, von seinem Sitz erheben (mhd. ; L059 DWb); ein Turm erhebt sich sagt man nicht nur, wenn er gebaut wird, sondern auch, wenn er schon steht. Nicht mehr üblich ist sich erheben ›sich aufmachen‹: da Jhesus diese Rede vollendet hatte / erhub er sich aus Galilea (A180 Martin Luther, Matthäus 19,1), es soll, was Ahnen hat, nach Hofe sich erheben (Wieland); noch in Gebrauch: sich gegen jmdn. erheben ›rebellieren‹ (Luther; L041 Philipp Dietz); sich über jmdn. erheben ›sich besser dünken‹ warumb erhebt jr euch vber die Gemeine des Herrn? (A180 Martin Luther, 1.Mose 16,3), ↑ "überheben"; frühneuhochdeutsch sich eines Dinges erheben ›großtun‹: erheb dich nicht deiner Kleider (A180 Martin Luther, Sirach 11,4), noch bei Goethe er erhub sich des großen Vermögens.
2 Ebenfalls schon althochdeutsch etwas erheben ›beginnen, unternehmen‹: ein Geschrei, ein Lied, einen Gesang, Zank, Streit erheben; sich erheben ›entstehen, aufkommen‹: Da sich aber ein Sturm erhub (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 14,5).
erheblich (1521; L060 2DWb)
1 ›von Gewicht‹ stammt aus der ⇓ "S010" Kanzlei- und ⇓ "S181" Rechtssprache als Verdeutschung von "relevant" (lat. relevans), ist also in aktivem Sinn zu nehmen (L046 DRWb3,203);
2 daran anschließend allgemein ›beträchtlich, viel‹ (16. Jahrhundert).
2 Ebenfalls schon althochdeutsch etwas erheben ›beginnen, unternehmen‹: ein Geschrei, ein Lied, einen Gesang, Zank, Streit erheben; sich erheben ›entstehen, aufkommen‹: Da sich aber ein Sturm erhub (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 14,5).
erheblich (1521; L060 2DWb)
1 ›von Gewicht‹ stammt aus der ⇓ "S010" Kanzlei- und ⇓ "S181" Rechtssprache als Verdeutschung von "relevant" (lat. relevans), ist also in aktivem Sinn zu nehmen (L046 DRWb3,203);
2 daran anschließend allgemein ›beträchtlich, viel‹ (16. Jahrhundert).