Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erhalten
erst um 1300 belegt. ⇓ "S101" Zwei Hauptarten der Verwendung sind zu unterscheiden gemäß der verschiedenen Funktion des "er"-.1 ›mit Erfolg halten, bewahren‹, im ursprünglichen Sinn veraltet: Der Herr erhelt alle die da fallen(A180 Martin Luther, Psalm 145,14), wer sein Leben erhalten wil / Der wirds verlieren (A180 Martin Luther, Matthäus 16,25), ich wäre beinahe in Ohnmacht gesunken, doch erhielt ich mich (Grimmelshausen); wohl mit Neubelebung der ursprünglich Bedeutung selten, daß sie das erhalten, was auch einmal die beglückte Hand ergriff (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 1908). Dazu frühneuhochdeutsch Erhalter ›Bewahrer, Beschützer‹, häufig von Gott (creator et conservator). Allgemein üblich ist dieses erhalten nur noch in übertragener Verwendung ›bewirken, daß etwas in einem bestimmten positiven Zustand bleibt‹: das Saltz erhelt das Fleisch vnuerweslich (A180 Martin Luther, Randglosse zu 4.Mose 18,19); ungewöhnlich von einem negativen Zustand: er muß den Leser, den Schüler im Dunkeln erhalten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 2,73,2). Reflexiv sich(gesund usw.) erhalten.
2 Seit Beginn auch ›dazu kommen, etwas zu halten, erlangen, erreichen‹, und zwar zunächst infolge einer Bemühung: Sie erhalten einen Sieg nach dem andern (A180 Martin Luther, Psalm 84,8); bis ich erhielt durch mütterliches Flehn, daß sie's zufrieden sind (Schiller); mit Bitten, Tränen hatte der Kalif von der Prinzessin erhalten, sich noch einige Zeit an seinem Hofe aufzuhalten (Wieland). Jetzt wird erhalten weitgehend synonym mit ↑ "bekommen" gebraucht: das wir Samen von vnserm Vater erhalten (A180 Martin Luther,1.Mose 19,32). Doch kann nur bekommen, nicht erhalten gebraucht werden, wenn nicht eine Person hinzugedacht werden kann, von der man etwas erhält, also z. B. nur Kopfschmerzen bekommen. Ein Beleg aus der Nazizeit macht den »janusköpfigen«, zwiespältigen Charakter der Teilbedeutungen(1) und (2) von erhalten deutlich: Gott erhalte Adolf Hitler! Gott erhalte Robert Ley! / Röhm, den hat er schon erhalten. / Gott erhalte alle drei! Um 1800 die ⇓ "S183" Rückbildung
Erhalt (1796 Novalis; L060 2DWb) wie "Unterhalt", "Beweis", "Erfolg", "Erlös", "Ertrag" usw.;
erhältlich ›käuflich‹ um 1900.
erst um 1300 belegt. ⇓ "S101" Zwei Hauptarten der Verwendung sind zu unterscheiden gemäß der verschiedenen Funktion des "er"-.1 ›mit Erfolg halten, bewahren‹, im ursprünglichen Sinn veraltet: Der Herr erhelt alle die da fallen(A180 Martin Luther, Psalm 145,14), wer sein Leben erhalten wil / Der wirds verlieren (A180 Martin Luther, Matthäus 16,25), ich wäre beinahe in Ohnmacht gesunken, doch erhielt ich mich (Grimmelshausen); wohl mit Neubelebung der ursprünglich Bedeutung selten, daß sie das erhalten, was auch einmal die beglückte Hand ergriff (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 1908). Dazu frühneuhochdeutsch Erhalter ›Bewahrer, Beschützer‹, häufig von Gott (creator et conservator). Allgemein üblich ist dieses erhalten nur noch in übertragener Verwendung ›bewirken, daß etwas in einem bestimmten positiven Zustand bleibt‹: das Saltz erhelt das Fleisch vnuerweslich (A180 Martin Luther, Randglosse zu 4.Mose 18,19); ungewöhnlich von einem negativen Zustand: er muß den Leser, den Schüler im Dunkeln erhalten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 2,73,2). Reflexiv sich(gesund usw.) erhalten.
2 Seit Beginn auch ›dazu kommen, etwas zu halten, erlangen, erreichen‹, und zwar zunächst infolge einer Bemühung: Sie erhalten einen Sieg nach dem andern (A180 Martin Luther, Psalm 84,8); bis ich erhielt durch mütterliches Flehn, daß sie's zufrieden sind (Schiller); mit Bitten, Tränen hatte der Kalif von der Prinzessin erhalten, sich noch einige Zeit an seinem Hofe aufzuhalten (Wieland). Jetzt wird erhalten weitgehend synonym mit ↑ "bekommen" gebraucht: das wir Samen von vnserm Vater erhalten (A180 Martin Luther,1.Mose 19,32). Doch kann nur bekommen, nicht erhalten gebraucht werden, wenn nicht eine Person hinzugedacht werden kann, von der man etwas erhält, also z. B. nur Kopfschmerzen bekommen. Ein Beleg aus der Nazizeit macht den »janusköpfigen«, zwiespältigen Charakter der Teilbedeutungen(1) und (2) von erhalten deutlich: Gott erhalte Adolf Hitler! Gott erhalte Robert Ley! / Röhm, den hat er schon erhalten. / Gott erhalte alle drei! Um 1800 die ⇓ "S183" Rückbildung
Erhalt (1796 Novalis; L060 2DWb) wie "Unterhalt", "Beweis", "Erfolg", "Erlös", "Ertrag" usw.;
erhältlich ›käuflich‹ um 1900.