Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erhaben
ist die in adjektivischem Gebrauch erhaltene ältere Form des Partizips von "erheben" (↑ auch "heben").1 Es bedeutet zunächst ›emporragend über anderes, erhöhthohe vnd erhabene Cedern (A180 Martin Luther, Jesaja 2,13), noch bei Schiller die Brücke von Rialto und andere erhabene Posten; fachsprachlich erhabene Arbeit »getriebene Arbeit, Relief« (L320 Trübner), diese Bedeutung im Mittelhochdeutschen entwickelt.
2 Von da aus (frühnhd.) auf Unsinnliches ⇓ "S027" übertragen: ein erhabenes (›hochgestelltes‹) Ungeheuer (Gellert), ein erhabener (›vornehmer‹) Stand (Hermes); über jeden Argwohn, Zweifel erhaben.
3 Als moralisch-ästhetischer Wertbegriff des 18. Jahrhunderts, häufig substantivisch: das große und erhabene womit uns die religion aufrichtet (1747 Gellert; L060 2DWb); wesentlich beeinfußt von E.Burke ›A Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and the Beautiful‹ (1757), woran I.A153 Immanuel Kant anschließt mit ›Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen‹ (1767; unter dem Aspekt der »Nationalcharakter« schätzen »das Schöne« mehr die Italiener und Franzosen, »das Erhabene« mehr die Deutschen, Engländer und Spanier); dann u. a. von A222 Friedrich Schiller näher bestimmt: Erhaben nennen wir ein Objekt, bey dessen Vorstellung unsre sinnliche Natur ihre Schranken, unsre vernünftige Natur aber ihre Ueberlegenheit, ihre Freyheit von Schranken fühlt (Vom Erhabenen, 20,171); mit Anklang an die sinnliche Bedeutung im literarischen Text: Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen / Und das Erhabene in den Staub zu ziehn (A222 Friedrich Schiller, Das Mädchen von Orleans). Ein Ansatz zu dieser Entwicklung ist schon bei A180 Martin Luther vorhanden, bei dem dann aber doch die sinnliche Bedeutung noch überwiegt: Der Herr ist erhaben / denn er wonet in der höhe (Jesaja 33,5). ⇓ "S075" Zur Begriffsgeschichte L139 HWbRhet 2,1357ff.; L257 3RL1,491ff.
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