Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ergreifen
mhd. ergrifen. Mit unkörperlichem Objekt: ergreiffe das ewige Leben (A180 Martin Luther, 1.Timotheus 6,12), sie werden sich des Streits begeben und gern ergreifen friedliches Geleit (Schiller), der junge Solon mußte die Kaufmannschaft ergreifen (sich dem Handelsgeschäft widmen) (Schiller); mit Übergang zum Funktionsverb: Mittel ergreifen (1629), die Gelegenheit (1592), Partei (1601; L060 2DWb), Besitz, das Wort, Maßregeln, die Flucht ergreifen. Mit leblosen Gegenständen und Vorgangsbezeichnungen als Subjekt: drey monden flucht… fur dem schwert deiner Feinde / das dichs ergreiffe (A180 Martin Luther, 1.Chronik 22,12); der Strom, der Wind, das Feuer, eine Krankheit o.ä. ergreift etwas oder auch jmdn. : an einem kleinen Gedicht zu begreifen, was uns ergreift(E.Staiger, Die Kunst der Interpretation 1971,8). Insbesondere stehen Gemütsbewegungen als Subjekt: angst hat mich ergriffen (A180 Martin Luther, Jesaja 21,3), freude vnd wonne werden sie ergreiffen(Jesaja 35,10); Meinen Bruder / Ergriff das Herz mit einziger Gewalt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 1517); dazu adjektivisch ergriffenin heftiger Gemütsbewegung‹ (Lenau; L109 Moriz Heyne) mit Ergriffenheit (1839 Lenau; L060 2DWb) und ergreifendtief bewegend‹ (1775 L092 GoeWb).
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