Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erfinden
ahd. irfindan, mhd. ervinden,1 hat ursprünglich einen weiteren Sinn, nicht wesentlich von dem des einfachen "finden" verschieden: Ana / der in der wüsten Maulpferde erfand (A180 Martin Luther, 1.Mose 36,24), noch bei Herder Weltteile erfinden. Am üblichsten war es bei passivischer Konstruktion: da sie geberen solt / worden Zwilling in jrem Leibe erfunden (A180 Martin Luther, 1.Mose 38,27), Jch bin erfünden von denen / die mich nicht gesucht haben (A180 Martin Luther, Römer 10,20). Mit einem prädikativem Adjektiv findet es sich bis in die neuere Zeit: er ward trewe erfunden / da er versucht ward (A180 Martin Luther, Sirach 44,21), nach dieser Regel möchte wohl ein großer Teil der menschlichen Tugend für allzu geringhaltig erfunden werden (Wieland); mit Substantiv: Aristion wurde als ein Bösewicht erfunden (Wieland). Ähnlich erscheint sich erfinden: ehe er sie heim holet / erfand sichs / das sie schwanger war von dem heiligen Geist (A180 Martin Luther, Matthäus 1,18). An diesen allgemeineren Sinn schließt sich auch ↑ "unerfindlich" an.
2 Sonst ist erfinden auf zwei Spezialisierungen beschränkt:
2.1 etwas erfinden, z. B. ein neues Verfahren durch Forschung und Experiment, so seit dem Frühneuhochdeutschen: die werde kunst der buchdruckerey erfunden (1584; L060 2DWb), ursprünglich in einem weiteren Sinn als heute, eher wie ›ersinnen, erdenken‹: das sie machen allerley werck / vnd künstliche erbeit erfinden (A180 Martin Luther, 2.Mose 35,35), entsprechend der Bedeutung ›finden‹ (s. oben) nicht so klar von ↑ "entdecken" geschieden wie heute;
2.2 ›sich etwas (in der Phantasie) ausdenken‹, auch ›erlügen‹ eine Geschichte, einen Vorwand erfinden im Gegensatz zu dem Bericht über etwas Wirkliches: er soll die erfundenen und untersuchten wahrheiten zu papiere bringen(Günther; L059 DWb).
Erfindung (mhd. ) seit dem 15. Jahrhundert entsprechend erfinden(2).
Erfinder (mhd. ) im technischen Sinn seit dem 16. Jahrhundert, dazu im 19. Jahrhundert Erfindergeist; davon abgeleitet
erfinderisch (1676; L060 2DWb) ›einfallsreich‹, ›den Erfinder betreffend‹ erfinderische Leistung.
ahd. irfindan, mhd. ervinden,1 hat ursprünglich einen weiteren Sinn, nicht wesentlich von dem des einfachen "finden" verschieden: Ana / der in der wüsten Maulpferde erfand (A180 Martin Luther, 1.Mose 36,24), noch bei Herder Weltteile erfinden. Am üblichsten war es bei passivischer Konstruktion: da sie geberen solt / worden Zwilling in jrem Leibe erfunden (A180 Martin Luther, 1.Mose 38,27), Jch bin erfünden von denen / die mich nicht gesucht haben (A180 Martin Luther, Römer 10,20). Mit einem prädikativem Adjektiv findet es sich bis in die neuere Zeit: er ward trewe erfunden / da er versucht ward (A180 Martin Luther, Sirach 44,21), nach dieser Regel möchte wohl ein großer Teil der menschlichen Tugend für allzu geringhaltig erfunden werden (Wieland); mit Substantiv: Aristion wurde als ein Bösewicht erfunden (Wieland). Ähnlich erscheint sich erfinden: ehe er sie heim holet / erfand sichs / das sie schwanger war von dem heiligen Geist (A180 Martin Luther, Matthäus 1,18). An diesen allgemeineren Sinn schließt sich auch ↑ "unerfindlich" an.
2 Sonst ist erfinden auf zwei Spezialisierungen beschränkt:
2.1 etwas erfinden, z. B. ein neues Verfahren durch Forschung und Experiment, so seit dem Frühneuhochdeutschen: die werde kunst der buchdruckerey erfunden (1584; L060 2DWb), ursprünglich in einem weiteren Sinn als heute, eher wie ›ersinnen, erdenken‹: das sie machen allerley werck / vnd künstliche erbeit erfinden (A180 Martin Luther, 2.Mose 35,35), entsprechend der Bedeutung ›finden‹ (s. oben) nicht so klar von ↑ "entdecken" geschieden wie heute;
2.2 ›sich etwas (in der Phantasie) ausdenken‹, auch ›erlügen‹ eine Geschichte, einen Vorwand erfinden im Gegensatz zu dem Bericht über etwas Wirkliches: er soll die erfundenen und untersuchten wahrheiten zu papiere bringen(Günther; L059 DWb).
Erfindung (mhd. ) seit dem 15. Jahrhundert entsprechend erfinden(2).
Erfinder (mhd. ) im technischen Sinn seit dem 16. Jahrhundert, dazu im 19. Jahrhundert Erfindergeist; davon abgeleitet
erfinderisch (1676; L060 2DWb) ›einfallsreich‹, ›den Erfinder betreffend‹ erfinderische Leistung.