Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
erbauen
mhd. erbuwen, erbouwen,1 frühneuhochdeutsch noch für das Bebauen des Feldes gebraucht; auch die Feldfrüchte werden zuweilen als Objekt gesetzt: das bischen [Wein], das ich erbaue (F.Weiße), altertümelnd noch bei Freytag Ackerflur, auf der viele Bürger schweren Weizen erbauten; Bedeutungen wie ›wachsen lassen, entstehen lassen, schaffen‹, ›formen, konstruieren‹ noch Goethe (L092 GoeWb). Biblisch ist seines Bruders Haus erbauendurch Vermählung mit der Witwe für Nachkommenschaft sorgen‹.
2 Im geistlichen Sinn ist erbauen, sich erbauen u. a. Übersetzung von lat. aedificare (der Vulgata). A180 Martin Luther übersetzt (z. B. 1.Korinther 14,3) zumeist mit bessern, aber Kolosser 2,7: seid gewurtzelt vnd erbawet in jm(Vulgata: lat. superaedificati). Besondere Verbreitung im religiösen Sinn und zugleich eine gewisse Subjektivierung und Sentimentalisierung erfuhr erbaueninnerlich (im Glauben) stärken‹, durch den ⇓ "S170" Pietismus;
3 dann auch weltlich allgemein ›erfreuen‹, jetzt Litotes von etwas nicht sehr erbaut sein. Im 16. Jahrhundert dazu auch
Erbauung und
erbaulich. Diese werden auch auf nichtreligiöse Stimmung übertragen, zum Teil mit einem ironischen Beiklang, besonders bei erbaulich: da lest den erbaulichen Brief (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz 3,4). Zu Erbauungsliteratur vgl. L139 HWbRhet 2,1347ff.
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