Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
er
ahd. ir, erPronomen. Das e in er und "es" ist aus i (got. is, ita, lat. is, id) entstanden, das in den Formen ihm, ihn, "ihr", ihrer, ihnen erhalten ist. Dagegen liegt in der Form ↑ "sie" ein ganz anderer Stamm zugrunde. Das Pronomen ordnet sich meist im Ton dem Verb unter, doch kann es auch mit Nachdruck gebraucht werden, aber nur auf Personen bezogen, z. B. er ist treu, aber sie nicht. – Linksversetzte Satzstrukturen, z. B. der Kirchhof er liegt wie am Tage (Goethe), und entsprechende rechtsversetzte, z. B. was für ein Bild hinterläßt er, dieser Schwall von Worten (Lessing), sind auch in der älteren Sprache üblich und setzen je spezifische literarische und sprechsprachliche Akzente. - Zur ⇓ "S011" Höflichkeitsanrede ist er(und entsprechend sie) Anfang des 17. Jahrhunderts geworden, zunächst rückbezüglich z. B. auf ein vorangegangenes der Herr, z. B. der Herr ist so gütig, er wird erlauben. Zunächst ist es ehrender als das ältere {{link}}Ihr{{/link}}, sinkt dann aber an Wert durch das Aufkommen des Plurals {{link}}Sie{{/link}} als Anrede im 18. Jahrhundert. Bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts ist er (Er/ Sie) noch üblich als Anrede an jemanden, der nicht vornehmen Standes ist, vgl. den Gebrauch in A177 Gotthold Ephraim Lessings ›Minna‹ (z. B. 5,15 Werner: Was will Sie denn Frauenzimmerchen? – Franziska: Seh' Er mich einmal an, Herr Wachtmeister) und A030 Georg Büchners ›Woyzeck‹ (5.Szene: Hauptmann: Wenn ich sag: Er, so mein ich Ihn, Ihn). – Mit Substantivierung sagt man ein Er, eine Sie, namentlich auf Tiere bezogen. – Vgl. weiter "es".
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