Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
entzücken
mhd. en(t)zucken, en(t)zücken, frühneuhochdeutsch noch im ursprünglichen Sinn ›entreißen‹, ↑ "zucken". Dazu biblisch wie schon mittelhochdeutsch in der ⇓ "S142" Mystik entzückt werden ›im Geist entrückt werden‹: Es geschach aber / da ich… betet im Tempel / das ich entzücket ward / vnd sahe jn (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 12,17), dazu als Anschauung des Unermeßlichen betrachtet, erhebt sie [die Andacht] zwar die Seele, entzückt sie aber auch in einen Glanz (Herder). Danach ist dann entzücken ›der Besinnung berauben, so daß der Geist abwesend ist‹. Überwiegend, ursprünglich aber nicht ausschließlich knüpft sich daran die Vorstellung, daß eine angenehme Empfindung die Ursache ist. Ein Bewußtsein der ursprünglichen Bedeutung zeigt sich z. B. in einer Stelle wie eine Unterredung, die unsre Phantasie in einen der lieblichsten Träume entzückte (Schiller); abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 561). Gewöhnlich ist der Sinn heute sehr abgeblaßt, so daß man nur noch an die Erregung einer angenehmen Empfindung denkt. Daraus begreifen sich auch Konstruktionen wie wir werden uns nicht für etwas entzücken, was tadelhaft ist (Goethe), worüber die Christenheit sich entzücke (Goethe). Der spätmittelhochdeutsch substantivierte InfinitivEntzücken stellt sich zu dem passivischen entzückt. Anschluß an die ursprüngliche Bedeutung bei Schiller: die starre tiefe Betäubung, worein er gleich dem gemalten Entzücken versunken saß, als wär' um ihn her die Welt weggeblasen. Das Partizip
entzückend wurde im Barock aus dem religiösen in den erotischen Bereich als Adjektiv übertragen und ⇓ "S227" verblaßte vom 18. Jahrhundert an mit immer weiterer Anwendung immer mehr.
mhd. en(t)zucken, en(t)zücken, frühneuhochdeutsch noch im ursprünglichen Sinn ›entreißen‹, ↑ "zucken". Dazu biblisch wie schon mittelhochdeutsch in der ⇓ "S142" Mystik entzückt werden ›im Geist entrückt werden‹: Es geschach aber / da ich… betet im Tempel / das ich entzücket ward / vnd sahe jn (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 12,17), dazu als Anschauung des Unermeßlichen betrachtet, erhebt sie [die Andacht] zwar die Seele, entzückt sie aber auch in einen Glanz (Herder). Danach ist dann entzücken ›der Besinnung berauben, so daß der Geist abwesend ist‹. Überwiegend, ursprünglich aber nicht ausschließlich knüpft sich daran die Vorstellung, daß eine angenehme Empfindung die Ursache ist. Ein Bewußtsein der ursprünglichen Bedeutung zeigt sich z. B. in einer Stelle wie eine Unterredung, die unsre Phantasie in einen der lieblichsten Träume entzückte (Schiller); abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 561). Gewöhnlich ist der Sinn heute sehr abgeblaßt, so daß man nur noch an die Erregung einer angenehmen Empfindung denkt. Daraus begreifen sich auch Konstruktionen wie wir werden uns nicht für etwas entzücken, was tadelhaft ist (Goethe), worüber die Christenheit sich entzücke (Goethe). Der spätmittelhochdeutsch substantivierte InfinitivEntzücken stellt sich zu dem passivischen entzückt. Anschluß an die ursprüngliche Bedeutung bei Schiller: die starre tiefe Betäubung, worein er gleich dem gemalten Entzücken versunken saß, als wär' um ihn her die Welt weggeblasen. Das Partizip
entzückend wurde im Barock aus dem religiösen in den erotischen Bereich als Adjektiv übertragen und ⇓ "S227" verblaßte vom 18. Jahrhundert an mit immer weiterer Anwendung immer mehr.