Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
entsetzen
ahd. intsezzan,1 ›zurücksetzen‹, ›berauben‹, vgl. noch wenn er den Afterweisen, den Betrüger, oder den Selbstbetrogenen ihrer Ansprüche an Weisheit und Tugend entsetzte (Wieland); wie einem, der aller seiner Ehren und Würden entsetzt… wird (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,54,4); reflexiv es gibt einen Seelenadel, dessen der Glückliche, dem er angeboren ist, sich nie entsetzen kann (Jean Paul); jetzt veraltend jmdn. seines Amtes entsetzen (wie "absetzen");
2 ›fassungslos machen‹ (mittelhochdeutsche ⇓ "S142" Mystik), ⇓ "S107" Kausativum zu ahd. intsizzen ›(be)fürchten‹, reflexiv ›sich fürchten vor‹ (ursprünglich ›vom Sitz kommen‹); diese reden… entsetzen mich(Schiller; L059 DWb); gewöhnlich reflexiv: Da Jhesus diese Rede volendet hatte / Entsatzte sich das Volck / vber seiner Lere (A180 Martin Luther, Matthäus 7,28);
3 veraltend eine Stadt, Festung entsetzen ›von Belagerung befreien‹, dazu militärisch Entsatz (frühnhd.), Entsatztruppe u.dgl. Zu entsetzen(2) der ⇓ "S093" substantivische Infinitiv
Entsetzen: es war sie zittern vnd entsetzen ankomen (A180 Martin Luther, Markus 16,8), ›heftiges Erschrecken, verbunden mit Grauen, Abscheu oder Empörung‹ nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer Bourgeois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten (Manifest der kommunistischen Partei; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels, Werke 2,839); redensartlich abgeschwächt zum Entsetzen aller; ich höre mit Entsetzen, daß.. . ↑ "Angst". ⇓ "S075"
entsetzlich (Luther) bei A080 Johann Christoph Gottsched als Adverb schon abgeschwächt (wie "schrecklich", "furchtbar" usw.) zum bloßen ⇓ "S229" Verstärkungswort: die entsetzlich lange Erzählung(Critische Dichtkunst 41751,206), so auch als Adjektiv: die entsetzliche Masse von Gegenständen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 3.2.87).
ahd. intsezzan,1 ›zurücksetzen‹, ›berauben‹, vgl. noch wenn er den Afterweisen, den Betrüger, oder den Selbstbetrogenen ihrer Ansprüche an Weisheit und Tugend entsetzte (Wieland); wie einem, der aller seiner Ehren und Würden entsetzt… wird (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,54,4); reflexiv es gibt einen Seelenadel, dessen der Glückliche, dem er angeboren ist, sich nie entsetzen kann (Jean Paul); jetzt veraltend jmdn. seines Amtes entsetzen (wie "absetzen");
2 ›fassungslos machen‹ (mittelhochdeutsche ⇓ "S142" Mystik), ⇓ "S107" Kausativum zu ahd. intsizzen ›(be)fürchten‹, reflexiv ›sich fürchten vor‹ (ursprünglich ›vom Sitz kommen‹); diese reden… entsetzen mich(Schiller; L059 DWb); gewöhnlich reflexiv: Da Jhesus diese Rede volendet hatte / Entsatzte sich das Volck / vber seiner Lere (A180 Martin Luther, Matthäus 7,28);
3 veraltend eine Stadt, Festung entsetzen ›von Belagerung befreien‹, dazu militärisch Entsatz (frühnhd.), Entsatztruppe u.dgl. Zu entsetzen(2) der ⇓ "S093" substantivische Infinitiv
Entsetzen: es war sie zittern vnd entsetzen ankomen (A180 Martin Luther, Markus 16,8), ›heftiges Erschrecken, verbunden mit Grauen, Abscheu oder Empörung‹ nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer Bourgeois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten (Manifest der kommunistischen Partei; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels, Werke 2,839); redensartlich abgeschwächt zum Entsetzen aller; ich höre mit Entsetzen, daß.. . ↑ "Angst". ⇓ "S075"
entsetzlich (Luther) bei A080 Johann Christoph Gottsched als Adverb schon abgeschwächt (wie "schrecklich", "furchtbar" usw.) zum bloßen ⇓ "S229" Verstärkungswort: die entsetzlich lange Erzählung(Critische Dichtkunst 41751,206), so auch als Adjektiv: die entsetzliche Masse von Gegenständen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 3.2.87).