Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Enthusiasmus
entlehnt < ⇓ "S081" griech. enthusiasmós ›Gottesbegeisterung‹, das im ⇓ "S110" Sprachgebrauch der christlichen Kirche bereits seit dem 4. Jahrhundert geläufig war. Im Deutschen im Sinne religiöser Schwärmerei zunächst oft pejorativ, so auch bei Luther (L060 2DWb). ⇓ "S187" Im 18. Jahrhundert schwindet die religiöse Bedeutung von Enthusiasmus allmählich, sie wandelt sich zu ›schöpferische Begeisterung (göttlichen Ursprungs)‹, ›Inspiration‹: Enthusiasmus ist heißes Ringen und Dringen nach einem Gegenstand, der hoch und hehr dem Geiste vorschwebt (1776 Wieland; L081 FWb); ebenfalls schon im 18. Jahrhundert verblaßt Enthusiasmus zu der bis heute allgemein gebräuchlichen Bedeutung ›Begeisterung, Leidenschaftlichkeit‹, zunächst noch oft mit Angabe des erstrebten Ziels: der Ehrbegierde, der Tugend und der Freiheitsliebe (1754 I.Kant; L081 FWb), dann meist absolut: O… o… verzeihen Sie dem Entzücken, dem Enthusiasmus, der mich hinreißt (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Hofmeister 1,3); Ohne Enthusiasmus hätten wir die Atombombe nicht gehabt, und wir hätten auch nicht die Wasserstoffbombe(A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 257). L139 HWbRhet 2,1185ff.Enthusiast gebraucht Luther im negativen Sinn als ›religiöser Schwärmer, der sich über die kirchlichen Autoritäten hinwegsetzt‹: Damit wir uns bewahren für den Enthusiasten, das ist, Geistern so sich rühmen ohne und vor dem Wort den Geist zu haben (1537; L081 FWb), etwas von dieser abwertenden Bedeutung hält sich auch noch im 18. Jahrhundert, als das Wort seinen religiösen Klang schon verloren hat: Mit Enthusiasten, Überspannten, Romanhaften, Kraft-Genies und excentrischen Leuten (A164 Adolf Freiherr von Knigge, 5Umgang 14).
enthusiastischleidenschaftlich, begeistert‹ (16. Jahrhundert).
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