Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
entfremden
mhd. entvremden,1entziehen, entfernen‹ bei Walther von der Vogelweide und Hartmann von Aue (L190 Lexer); weil mit der Entfernung die Fremdheit wächst, auch
2fremd machen‹ (A180 Martin Luther, Epheser 4,18), bei Goethe transitiv und reflexiv: daß ich durch diese böse Manier mir manche Person entfremdet… habe; Ottilie entfremdete sich… von Charlotte und dem Hauptmann (L092 GoeWb). Veraltet
3entwenden‹ »als einen gemilderten Ausdruck für das härtere stehlen« (L004 Johann Christoph Adelung).
4 Die ⇓ "S168" philosophische Bedeutung von entfremden (schon bei Meister Eckhart; L138 HWbPh, vgl. Entfremdung) stimmt mit keiner der anderen Bedeutungen überein und hat doch von allen etwas: Das Geld ist das dem Menschen entfremdete Wesen seiner Arbeit (Marx; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels, 1,375).
Entfremdung
1"S181" rechtssprachlich ›Eigentumsentzug‹ (1328/ 38; L060 2DWb), ›Veräußerung‹ noch 19. Jahrhundert, vereinzelt später;
2 als ⇓ "S168" philosophischer Begriff von lat. (ab-)alienatio beeinflußt, zuerst bei W. v.Humboldt (1793; L138 HWbPh), von Hegel zuerst begrifflich gefaßt und dann von ⇓ "S032""S129" Marx in seiner Auseinandersetzung mit den Junghegelianern entscheidend neubestimmt: die Entfremdung des Menschen von dem Menschen (A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels, 1,517ff.).
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