Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
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ahd. intdecchan, mhd. endecken,1 frühneuhochdeutsch häufig sinnlich, wo wir jetzt "aufdecken" oder "entblößen" gebrauchen: entblösse den Fus / entdecke den schenckel(Luther), den Busen halb entdeckt (Wieland). Länger hält sich die entsprechend übertragene Verwendung: da deine Bosheit noch nicht entdeckt war (Luther), ich muß also meine Gründe entdecken (Lessing), Schriften, worin er die Hauptquellen des Elends entdeckte (Herder), entdeckt ich dir, was mich von hinnen ruft(Schiller). Reflexiv mit passivisch-intransitiver Bedeutung: zuletzt entdeckt des Jünglings Augen sich eine Felsenkluft (Wieland), eine Ähnlichkeit entdeckt sich in mir (Schiller).
2 Schon althochdeutsch (L320 Trübner) ist die Übertragung ›etwas bis dahin Verborgenes, Unbekanntes gewahr werden, auffinden‹. Nicht ganz eindeutig ist die Unterscheidung zwischen entdecken und ↑ "erfinden", wenn es um wissenschaftliche Neuerungen geht, obwohl schon I.Kant klarstellte: Etwas erfinden ist ganz was anderes als etwas entdecken (L320 Trübner). »Was entdeckt wird, war schon vorher vorhanden, was erfunden wird, dagegen nicht« (ebenda). Diese Differenzierung läßt sich nicht ohne Einschränkung auf Entdeckung beziehen: So finden wir uns in einer Welt, in der die Menschen die Entdeckungen der Gelehrten mit Schrecken studieren, und neue Entdeckungen rufen neue Todesängste bei ihnen hervor (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 279).
Entdecker dagegen ist heute fast ausschließlich für Männer wie Columbus, Cook, Magellan in Gebrauch, dazu Entdeckungsreise (L059 DWb1859). Im 17. Jahrhundert wurde Entdecker auch noch wie "Abdecker", "Schinder" verwendet (L059 DWb).
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