Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Enkel
seit dem 12. Jahrhundert bezeugt, zuerst im bairisch-österreichischen Raum, mhd. eninklin, eninkel, frühnhd. enikel, enenkel usw.; die heutige Form Enkel ist durch Luther gestützt, dann durch Schottel und Stieler gefestigt. Diminutiv zu ahd. anoAhn, Großvater‹, wohl entstanden als Koseform im Anredewechsel (die Anrede des Großvaters geht an den Enkel als Koseform zurück; vgl. J.Erben in: Festschrift Knobloch, 1985,94); dabei ist wichtig, daß das Verhältnis zwischen Großvater und Enkel seit alters als besonders eng galt, vgl. Der Major… bemerkte, daß oft der Großvater im Enkel wieder hervortrete (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre 24,279,21), auch gab man dem Sohn oft den Namen des Großvaters (L320 Trübner). Das Wort ersetzt älteres ↑ "Neffe".1Kindeskind‹, und zwar bis ins 18. Jahrhundert unabhängig vom Geschlecht; seitdem die Unterscheidung in Enkel (männlich) und Enkelin (17. Jahrhundert); zur Unterscheidung auch Enkelsohn und Enkeltochter (17. Jahrhundert). A075 Johann Wolfgang von Goethe gebraucht den Plural noch geschlechtsneutral, den Singular jedoch wie heute, bis auf eine Ausnahme: bin Iphigenie, / Des Atreus Enkel, Agamemmnons Tochter (Iphigenie 431); bei ihm vereinzelt Enkel auch noch als Neutrum: jedes meiner Enkel (L092 GoeWb).
2 Seit dem 18. Jahrhundert erweitert ›Nachfahre, Nachkommenach hundert Jahren klingt / Sein Wort und seine That dem Enkel wieder (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 82), besonders im Plural. Vgl. L263 Germán Ruipérez 35ff., 41ff. Zum Wortfeld ↑ "Verwandtschaft".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Enkel