Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Engel
in allen germanischen Sprachen früh vorhandenes Lehnwort < ⇓ "S082" griech. ángelos, lat. angelus. Engel bezeichnet die Sendboten Gottes und himmlischen Heerscharen, nach dem Volksglauben können auch fromme Menschen und besonders Kinder nach ihrem Tod Engel werden (L140 HWDA). Der christliche Glaube, daß Engel die Menschen beschützen, führt zu "Schutzengel", so auch: Dank's deinem Engel, Piccolomini! (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 5,1). Jedoch spricht man auch vom bösen Engel eines Menschen (L320 Trübner) und Todesengel. Ein gefallener Engel ist der Teufel (Offenbarung 12,9). ⇓ "S187" Es wird aber auch gern für weibliche Prostituierte verwendet, so erklärt sich auch der zum geflügelten Wort gewordene Filmtitel Der blaue Engel (1929 ⇓ "S074" J.Sternberg nach H.Manns Roman ›Professor Unrat‹). Sprichwörtlich auch Der eiskalte Engel (deutscher Verleihtitel des Films ›Le Samourai‹ 1967 von J.P.Melville); oft übertragen für hilfsbereite Menschen, gelbe Engel (Plural), umgangssprachlich ›die gelben Pannenhilfsfahrzeuge eines Automobilclubs und ihre Insassen‹, rettender Engel: Schon setzten sie [die Feinde] mit schmetternden Fanfaren anda kommen die rettenden Engel [die eigenen Kameraden] (Liliencron; L320 Trübner). Engel für schöne Frauen schon bei Walther v. d.Vogelweide Rehte als engel sint diu wip getan (57,8); entsprechend das ⇓ "S050" Diminutiv Engelchen in neuerer Zeit ⇓ "S118" kosende Anrede.⊚⊚ Eine längere Gesprächspause überbrückt man mit der Redensart ein Engel geht durchs Zimmer; die Englein singen hören heute meist ›von einem Schlag auf den Kopf o.ä. benommen sein, heftigen Schmerz empfinden‹; geflügelt mit Engelszungen redenseine ganze Beredsamkeit aufbieten‹, nach A180 Martin Luther, 1.Korinther 13,1: Wenn ich mit Menschen vnd mit Engel zungen redet / vnd hette der Liebe nicht / So were ich ein donend Ertz oder eine klingende Schelle; dazu die Parodie von W.Biermann im Titel seiner Gedichtsammlung Mit Marx- und Engelszungen (1968).
Engelmacherin im 19. Jahrhundert ironische Bezeichnung für eine Frau, die Kinder in Pflege nimmt, um sie bald zugrunde gehen zu lassen, im 20. Jahrhundert für eine Frau, die illegale Abtreibungen ausführt (1973 Der Spiegel, Nr. 49,196), Zeitungsbeleg für Engelmacher (1968; L097 GWb); nach dem Volksglauben, daß gestorbene Kinder Engel werden. Abgeleitet von Engel ist das gewöhnlich in religiösem Sinn gebrauchte
englischzum Engel gehörig, engelgleich‹ (mhd. ), das seit dem 19. Jahrhundert wegen der Homonymie mit dem Namenadjektiv englisch selten geworden ist, dafür engelhaft oder engelsgleich.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Engel