Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Energie
im 18. Jahrhundert < franz. énergie (griech. enérgeia, spätlat. energia) entlehnt (1732 Zinzendorf; L164 Friedrich Kluge), zunächst nur1Tatkraft, Willensstärke‹, aber auch ›Nachdruck‹: etwas mit Energie sagen, zurückweisen. Der ⇓ "S169" physikalische Energie-Begriff
2gespeicherte Arbeit oder Arbeitsfähigkeit‹ ist offenbar erst 1800 von dem Engländer T.Young als Terminus begrifflich gefaßt worden (L025 Brockhaus 1901, Encyclopedia Britannica). Bei L361 Johann Heinrich Zedler noch: Energoia heißt die Würckung oder Nachdruck, Kraft eines Dinges, sonderlich deren Lebensgeister und des Geblüts. Dann 1787 bei Herder ›wirkende Kraft‹ (L164 Friedrich Kluge). Energie fehlt noch in der Enzyklopädie von L067 Johann Samuel Ersch/ L067 Johann Gottfried Gruber 1840. Durchsetzen konnte sich der physikalische Terminus erst, nachdem J.R.Mayer, J.P.Joule und H.Helmholtz (1842–47) den Energie-Satz entdeckt und formuliert hatten. Die Einführung des Begriffs Energie als die für alle Bereiche der Physik gültige Verallgemeinerung des bis dahin verwendeten Begriffes lebendige Kraft (vis viva) erfolgte 1851/ 52 durch W.Thomson und W.J.M.Rankine. Der physikalische Energie-Begriff ist heute ganz allgemein auch literarisch: Neue, unvorstellbare Energien würden freigesetzt und eine Technik ermöglicht, die jeder Fantasie spottet, falls meine Untersuchung in die Hände der Menschen fiele (A045 Friedrich Dürrenmatt, Physiker 338). Die Abhängigkeit einer hochtechnisierten Zivilisation von verfügbarer Energie zeigt sich in Begriffen wie Energiekrise allgemein für die erste und zweite Ölkrise 1974 und 1979/ 80, Energiepolitik (L097 GWb1976). Zu Energie(1) gehört
energisch (1766; L060 2DWb) nach gleichbedeutend franz. énergique, um 1800 auch ›Kraft ausstrahlend‹: Und den durstigen Blick labt das energische Licht (Schiller), das höchstenergische Licht (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 1,62,11); höchst energische Bilder (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 1,117,3).
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