Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Emanzipation
(16. Jahrhundert) < lat. emancipatio ›Freilassung‹ (eines Sohnes aus der väterlichen Gewalt oder eines Sklaven). ⇓ "S175" In der Bedeutung ›Befreiung von Unterdrückung und politischer Bevormundung‹ seit dem 18. Jahrhundert geläufig (1787 Wieland; L081 FWb); oft im Zusammenhang mit der Sklavenbefreiung in Amerika. Im Vormärz wird Emanzipation zum ⇓ "S192" Schlagwort: Was aber ist die große Aufgabe unserer Zeit? Es ist die Emanzipation. Nicht bloß die der Irländer, Griechen, Frankfurter Juden, westindischen Schwarzen und dergleichen unterdrückten Volkes, sondern es ist die Emanzipation der ganzen Welt, absonderlich Europas(1829 Heine; L181 Otto Ladendorf). Besonders umstritten war die Judenemanzipation (1834; ebenda) oder Emanzipation der Juden (1830; L081 FWb). Börne übersetzt 1839 das frühsozialistische Schlagwort l'affranchissement de la femme mit Emanzipation der Weiber (L181 Otto Ladendorf). Dagegen 1836 Gutzkow: Die Emanzipation der Frauen ist die albernste Idee, welche unser Zeitalter ausgeheckt hat (ebenda). Seitdem ist Emanzipation immer häufiger auf die Gleichberechtigung der Frau bezogen worden. ↑ "Frauenemanzipation". Allem Gespött zum Trotz blieb Emanzipation als Idee und Begriff bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutsam, allerdings mehr und mehr ersetzt durch die deutsche ⇓ "S123" Lehnschöpfung ↑ "Gleichberechtigung". U.Herrmann, in: L001 ABG16,85ff.; L086 GG 2,153ff.emanzipieren (16. Jahrhundert) < lat. emancipare›freilassen‹, seit dem 17. Jahrhundert allgemein ›befreien‹: sich von solchem Zwang [der Religion] sehr weißlich und muthig frey gemacht und emancipiret (1685 Seckendorff; L081 FWb). Seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts eingeengt im Sinne von ›Frauen gleichberechtigen‹ (1839 Gutzkow; L081 FWb), dazu emanzipiert: Ein Wesen, das sich die Haare kurz schneidet, das Cigarren raucht, Männerkleider anlegt… das nennt man eine ›emancipierte Frau‹ (1847 Grenzboten; L081 FWb).
Emanze (L097 GWb1976) umgangssprachlich ›emanzipierte Frau‹, meist ⇓ "S206" spöttisch: Oh eine Emanze! aber ich sollte wohl besser sagen: eine Efrauze! (R.Gernhardt, Die Toscana-Therapie, 1986,100).
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