Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Elfenbein
hat frühneuhochdeutsch eine Nebenform Helfenbein, die im Mittelhochdeutschen vorherrscht (und sich noch bei Lessing findet), < ahd. helphant-bein, d. h. ›Elefantenknochen‹ (↑ "Bein"). Das anlautende h (↑ "Elefant") ist im einfachen Wort wie in der Zusammensetzung durch erneuerte Anlehnung an lat. elephas wieder geschwunden. Die jetzige Form hat A180 Martin Luther durchgesetzt: allerley Gefess von Elffenbein(Apokalypse 18,12).Elfenbeinturm als Symbol für die Zurückgezogenheit des Dichters oder Akademikers, ⇓ "S149" deutsch zuerst um 1900, auch in zahlreichen anderen europäischen Sprachen, zuerst französisch bei Sainte-Beuve (1845), dann italienisch bei d'Annunzio. Der profane Gebrauch des Symbols geht wohl zurück auf die mittelalterliche Mariensymbolik, wo Maria als turris eburnea bezeichnet wurde (Turmals Symbol der Standhaftigkeit; Elfenbeinturm steht für Keuschheit, weil der Elefant als keusches Tier galt). Quelle des Bildes ist das Hohe Lied Salomos in der Bibel, wo es heißt: Dein Hals ist wie ein Elfenbeinenthurm (A180 Martin Luther, Hohelied 7,4); in der Vulgata: turris eburnea. In der Literaturkritik des 20. Jahrhunderts ist mit dem Symbol des Elfenbeinturm meist der Vorwurf der Weltfremdheit verbunden, dagegen setzt Handke sein Bekenntnis Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms (1972 Titel). Bergmann, L355 ZDA92,292ff.
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