Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ekel
seit Anfang des 16. Jahrhunderts, die Form Eckel noch im 18. Jahrhundert häufig, ursprünglich ⇓ "S137" ⇓ "S165" ostmitteldeutsch, über Luther schriftsprachlich verbreitet; zugleich Adjektiv ekel (s. unten), auch eikel, oberdt. ↑ "heikel"; ⇓ "S063" Herkunft unklar; ⇓ "S075"1.1 »sinnlicher widerwillen« (L059 DWb) bis das euch zur nasen ausgehe / vnd euch ein ekel sey (A180 Martin Luther, 4.Mose 11,20) und
1.2 »geistiger widerwillen« (L059 DWb) vnd meine Seele wird an euch ekel haben (A180 Martin Luther, 3.Mose 26,30); die Übelkeit erregende Bedeutung(1.1) und der ›Abscheu‹ (1.2) ziehen sich durch die Jahrhunderte: Schuf mein Ekel selber mir Flügel und quellenahnende Kräfte(1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 125) bis heute;
2 umgangssprachlich wird Ekel seit dem 18. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) auch als ⇓ "S191" Schimpfwort für einen widerwärtigen Menschen gebraucht: Sie hatte dem alten »Ekel«, wie sie ihn mit städtischem putzmacherischen Ausdruck nannte, geschmeichelt (Gutzkow; L264 Daniel Sanders); Alfred, das Ekel in der Fernsehserie ›Ein Herz und eine Seele‹ (1. Hälfte der 70er Jahre);
ekel Adjektiv, zuerst bei Luther,
1 ›Ekel erregend‹: Es ist ein ekler Anblick, wenn man eine Spinne die andere fressen sieht (Lessing; L004 Johann Christoph Adelung), wörtlich so bei A210 Wilhelm Raabe (Horacker; 12,344), heute gehoben, dazu "verekeln";
2 ›leicht Ekel empfindend‹, daher ›wählerisch, schwer zu befriedigen‹ zunächst in bezug auf Kost, dann auch sonst: sie sind vielleicht in der Wahl nicht allzu ekel (Wieland), dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten (Schiller), veraltet;
ekelhaft (L105 Georg Henisch 1616 eckelhafft) an die Stelle von ekel(1) getreten, südwestdeutsch auch ekel(2);
ekeln unpersönliches Verb, gewöhnlich mit Dativ, selten mit Akkusativ der Person. Der Ekel erregende Gegenstand steht zuweilen im Genitiv: und ekelt mich ihrer nicht also (Luther), wenn ihm beinahe des ganzen Lebens ekelt (Lessing); häufiger wird er mit einer Präposition verbunden, am gewöhnlichsten und jetzt ausschließlich mit vor, in älterer Zeit wechselnd mit für: das jm fur der Speise ekelt (A180 Martin Luther, Hiob 33,20), mir ekelt lange vor allem Wissen(Goethe); aber auch mit anderen: vnser Seele ekelt vber dieser losen Speise (A180 Martin Luther, 4. Mose 21,5). Seltener steht der Gegenstand im Nominativ: Bücher und Menschen aus deiner Gegend müssen dir ekeln (Lessing), mich ekelt die weitere Nachahmung dieser ironischen Nachäffung (Jean Paul), mir ekelt das Leben (Tieck). Ungewöhnlich steht die Person, die Ekel empfindet, im Nominativ: [er] ekelt an Früchten der reinen Natur (Goethe). Dagegen ist sich ekeln vor seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sehr üblich geworden.
Ekelname ›abwertender Beiname‹ aus schäkerei bei seinem ekelnamen [Rübezahl] zu rufen und auf ihn zu schimpfen (Musäus; L059 DWb), als Zusammensetzung mit Ekel empfunden, früher dafür im Niederdeutschen Ökelname, zu niederdt. oken›vermehren‹, dem schwed. öknamn entspricht; ›zu dem eigentlichen Namen hinzugefügter Name‹.
eklig (L105 Georg Henisch 1616 eckelicht) v. a. Umgangssprache, sonst ekelhaft (s. oben).
1.2 »geistiger widerwillen« (L059 DWb) vnd meine Seele wird an euch ekel haben (A180 Martin Luther, 3.Mose 26,30); die Übelkeit erregende Bedeutung(1.1) und der ›Abscheu‹ (1.2) ziehen sich durch die Jahrhunderte: Schuf mein Ekel selber mir Flügel und quellenahnende Kräfte(1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 125) bis heute;
2 umgangssprachlich wird Ekel seit dem 18. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) auch als ⇓ "S191" Schimpfwort für einen widerwärtigen Menschen gebraucht: Sie hatte dem alten »Ekel«, wie sie ihn mit städtischem putzmacherischen Ausdruck nannte, geschmeichelt (Gutzkow; L264 Daniel Sanders); Alfred, das Ekel in der Fernsehserie ›Ein Herz und eine Seele‹ (1. Hälfte der 70er Jahre);
ekel Adjektiv, zuerst bei Luther,
1 ›Ekel erregend‹: Es ist ein ekler Anblick, wenn man eine Spinne die andere fressen sieht (Lessing; L004 Johann Christoph Adelung), wörtlich so bei A210 Wilhelm Raabe (Horacker; 12,344), heute gehoben, dazu "verekeln";
2 ›leicht Ekel empfindend‹, daher ›wählerisch, schwer zu befriedigen‹ zunächst in bezug auf Kost, dann auch sonst: sie sind vielleicht in der Wahl nicht allzu ekel (Wieland), dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten (Schiller), veraltet;
ekelhaft (L105 Georg Henisch 1616 eckelhafft) an die Stelle von ekel(1) getreten, südwestdeutsch auch ekel(2);
ekeln unpersönliches Verb, gewöhnlich mit Dativ, selten mit Akkusativ der Person. Der Ekel erregende Gegenstand steht zuweilen im Genitiv: und ekelt mich ihrer nicht also (Luther), wenn ihm beinahe des ganzen Lebens ekelt (Lessing); häufiger wird er mit einer Präposition verbunden, am gewöhnlichsten und jetzt ausschließlich mit vor, in älterer Zeit wechselnd mit für: das jm fur der Speise ekelt (A180 Martin Luther, Hiob 33,20), mir ekelt lange vor allem Wissen(Goethe); aber auch mit anderen: vnser Seele ekelt vber dieser losen Speise (A180 Martin Luther, 4. Mose 21,5). Seltener steht der Gegenstand im Nominativ: Bücher und Menschen aus deiner Gegend müssen dir ekeln (Lessing), mich ekelt die weitere Nachahmung dieser ironischen Nachäffung (Jean Paul), mir ekelt das Leben (Tieck). Ungewöhnlich steht die Person, die Ekel empfindet, im Nominativ: [er] ekelt an Früchten der reinen Natur (Goethe). Dagegen ist sich ekeln vor seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sehr üblich geworden.
Ekelname ›abwertender Beiname‹ aus schäkerei bei seinem ekelnamen [Rübezahl] zu rufen und auf ihn zu schimpfen (Musäus; L059 DWb), als Zusammensetzung mit Ekel empfunden, früher dafür im Niederdeutschen Ökelname, zu niederdt. oken›vermehren‹, dem schwed. öknamn entspricht; ›zu dem eigentlichen Namen hinzugefügter Name‹.
eklig (L105 Georg Henisch 1616 eckelicht) v. a. Umgangssprache, sonst ekelhaft (s. oben).