Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
eitel
ahd. ital, mhd. itel, nur westgermanisch (engl. idle). ⇓ "S026"1 Die ursprüngliche Bedeutung ist ›leer‹, am Ende des Mittelalters untergegangen, noch mundartlich ⇓ "S232" westmitteldeutsch (L048 DWA4). Daraus
2 ›unvermischt mit anderem, rein, lauter, ganz und gar‹: eitel Brot norddeutsch umgangssprachlich noch häufig, seltener auch eitel Fleisch usw. Insbesondere wurde es flexionslos ›nichts als‹ gebraucht, so in Eitel Friedrich (die Einnamigkeit betonend, gegenüber Friedrich Wilhelm usw.); Beispiele aus der A180 Martin Luther-Bibel: Darumb so esset kein gesewrt Brot / sondern eitel vngesewrt Brot (2.Mose 12,20), Die wege des Herrn sind eitel Güte vnd Warheit (Psalm 25,10) u.ö. Dies eitel ist ursprünglich nicht Adverb, sondern erstarrte Form des Adjektivs (Luther sagt noch Gemeine eiteler Heiligen neben unter eitel Heiligen), wobei zu berücksichtigen ist, daß eitelauch die ältere Form für eitele war; daher auch die Stellung nach der Präposition. Jetzt ist eitel in dieser Verwendung aus der gewöhnlichen Sprache verdrängt durch "lauter"; noch in wenigen (phraseologischen) Ausdrücken, wie übertragen (zwischen ihnen herrscht) eitel Sonnenschein ›reinste Harmonie‹.
3 ⇓ "S031" Eine andere Entwicklung der ursprünglichen Bedeutung ist die zu ›gehaltlos, nichtig, vergeblich‹, daher ›auf keiner reellen Grundlage ruhend‹; auch diese ist häufig in der A180 Martin Luther-Bibel: Es ist alles gantz Eitel (Salomo 1,2), Ist Christus aber nicht aufferstanden / So ist ewer glaube eitel (1.Korinther 15,17). Sie dauert auch in der Neuzeit fort: euch blendet eitel Furcht (Schiller); daher eitel auch im Sinne von ›wirkungslos‹: nicht eitel entflog das Geschoß, sondern es traf (Voß). Hier schließt sich ↑ "vereiteln" an.
4 ⇓ "S148" Hieraus hat sich die neuhochdeutsche Hauptbedeutung ›von den (vermeintlichen) eigenen Vorzügen(v. a. den äußerlichen) überzeugt‹ entwickelt, von A075 Johann Wolfgang von Goethe positiv definiert: ich mir… auch wieder eitel sein erlaubte, das heißt, dasjenige unbedenklich hervorkehrte, was mir an mir selbst Freude machte (Dichtung und Wahrheit 3,15; 28,335,10); gewöhnlich jedoch abwertend ›begierig nach Bewunderung, kokett, selbstgefällig, eingebildet‹, von Frauen und Männern; diese Bedeutung hat sich erst spät entwickelt, während die entsprechende Verwendung des Substantivs Eitelkeit bis ins Mittelhochdeutsche zurückreicht. – Daß Gehaltlosigkeit mit einer dazu im Mißverhältnis stehenden Selbstschätzung verbunden sei, lag also ursprünglich nicht in der Bedeutung des Wortes an sich, sondern nur oft in der Situation, und wurde erst allmählich ein Moment in der Bedeutung, schließlich das wesentliche; ja wir nennen sogar jmdn. eitel, wenn kaum noch das Mißverhältnis vorhanden ist, wenn man ihm nur anmerkt oder unterstellt, welchen Wert er auf seine eigenen Vorzüge legt.
Eitelkeit (mhd. ) entsprechend entwickelt, doch früher und stärker zu eitel(3), besonders in der Barockzeit in religiöser Wertung von Weltlichem ›Nichtigkeit, Sündhaftigkeit‹.
2 ›unvermischt mit anderem, rein, lauter, ganz und gar‹: eitel Brot norddeutsch umgangssprachlich noch häufig, seltener auch eitel Fleisch usw. Insbesondere wurde es flexionslos ›nichts als‹ gebraucht, so in Eitel Friedrich (die Einnamigkeit betonend, gegenüber Friedrich Wilhelm usw.); Beispiele aus der A180 Martin Luther-Bibel: Darumb so esset kein gesewrt Brot / sondern eitel vngesewrt Brot (2.Mose 12,20), Die wege des Herrn sind eitel Güte vnd Warheit (Psalm 25,10) u.ö. Dies eitel ist ursprünglich nicht Adverb, sondern erstarrte Form des Adjektivs (Luther sagt noch Gemeine eiteler Heiligen neben unter eitel Heiligen), wobei zu berücksichtigen ist, daß eitelauch die ältere Form für eitele war; daher auch die Stellung nach der Präposition. Jetzt ist eitel in dieser Verwendung aus der gewöhnlichen Sprache verdrängt durch "lauter"; noch in wenigen (phraseologischen) Ausdrücken, wie übertragen (zwischen ihnen herrscht) eitel Sonnenschein ›reinste Harmonie‹.
3 ⇓ "S031" Eine andere Entwicklung der ursprünglichen Bedeutung ist die zu ›gehaltlos, nichtig, vergeblich‹, daher ›auf keiner reellen Grundlage ruhend‹; auch diese ist häufig in der A180 Martin Luther-Bibel: Es ist alles gantz Eitel (Salomo 1,2), Ist Christus aber nicht aufferstanden / So ist ewer glaube eitel (1.Korinther 15,17). Sie dauert auch in der Neuzeit fort: euch blendet eitel Furcht (Schiller); daher eitel auch im Sinne von ›wirkungslos‹: nicht eitel entflog das Geschoß, sondern es traf (Voß). Hier schließt sich ↑ "vereiteln" an.
4 ⇓ "S148" Hieraus hat sich die neuhochdeutsche Hauptbedeutung ›von den (vermeintlichen) eigenen Vorzügen(v. a. den äußerlichen) überzeugt‹ entwickelt, von A075 Johann Wolfgang von Goethe positiv definiert: ich mir… auch wieder eitel sein erlaubte, das heißt, dasjenige unbedenklich hervorkehrte, was mir an mir selbst Freude machte (Dichtung und Wahrheit 3,15; 28,335,10); gewöhnlich jedoch abwertend ›begierig nach Bewunderung, kokett, selbstgefällig, eingebildet‹, von Frauen und Männern; diese Bedeutung hat sich erst spät entwickelt, während die entsprechende Verwendung des Substantivs Eitelkeit bis ins Mittelhochdeutsche zurückreicht. – Daß Gehaltlosigkeit mit einer dazu im Mißverhältnis stehenden Selbstschätzung verbunden sei, lag also ursprünglich nicht in der Bedeutung des Wortes an sich, sondern nur oft in der Situation, und wurde erst allmählich ein Moment in der Bedeutung, schließlich das wesentliche; ja wir nennen sogar jmdn. eitel, wenn kaum noch das Mißverhältnis vorhanden ist, wenn man ihm nur anmerkt oder unterstellt, welchen Wert er auf seine eigenen Vorzüge legt.
Eitelkeit (mhd. ) entsprechend entwickelt, doch früher und stärker zu eitel(3), besonders in der Barockzeit in religiöser Wertung von Weltlichem ›Nichtigkeit, Sündhaftigkeit‹.