Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Eis
ahd. / mhd. is, gemeingermanischen Ursprungs ›gefrorenes Wasser‹: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche / Durch des Frühlings holden belebenden Blick (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,903). Für die ›gefrorene Süßspeise‹ begegnet 1708 in Wien zunächst "Gefrorenes" (nach ital. gelato), das sich oberdeutsch bis heute hält; Eisin diesem Sinn seit dem 18. Jahrhundert (L092 GoeWb), Lehnübersetzung von franz. glace (L171 Paul Kretschmer 188f.; daher im Schweizerischen und Luxemburgischen heute noch statt Eis auch Glace und Glasse, vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–32), dafür genauer Speiseeis, jedoch selten in gesprochener Sprache; als Wendung Eis am Stiel (↑ "Stiel"). Übertragen als Sinnbild der Kälte, auch der Gefühlskälte: das eis seiner ironie (Jean Paul; L059 DWb); indem sie lachen, hassen sie mich noch. Es ist Eis in ihrem Lachen(A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 21). Eis steht im Mittelpunkt zahlreicher Redensarten⊚⊚ das Eis brechen ›etwas zum Durchbruch bringen, auflockern‹ (v. a. von emotionalen oder politischen Beziehungen): Das Eis war gebrochen und die ersten menschlichen Worte wurden von beiden Seiten gewechselt (A170 Wolfgang Langhoff, Moorsoldaten 193), übertragen in diesem Sinn schon bei Fischart: Christus musz den verdiensten das eis brechen(Ende des 16. Jahrhunderts; L059 DWb); jmdn. aufs Eis (üblicher Glatteis) führen, in Varianten schon mittelhochdeutsch: ey, durch waz wiltu vurbaz/ mich uf ein is hie leiten (Passional; L059 DWb); neu etwas aufs Eis legen ›etwas aufschieben‹: Hieß das nicht, man solle die Super aufs Eis legen, bis man bessere Ideen habe? (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 244). "Packeis" ↑ "Pack", "loseisen" ↑ "los".
Eisbahn L308 Kaspar Stieler 1691 wie Gleitbahn.
Eisbein ahd. ispein »ursprünglich der für die Herstellung von Schlittschuhkufen verwendbare Röhren- oder Schienbeinknochen größerer Tiere« (W.L244 Wolfgang Pfeifer), also zum Eislauf geeignet, vergleichbar schwed. isläggor ›Schlittschuhe‹ (altnord. laggr›Röhrenknochen‹) (Wörter und Sachen 1914/ 15, 51f.), beeinflußt wohl von lat. ischia ›Hüftgelenke‹, vergleichbar niederländ. igsbeen, dän. isben,
1 neuhochdeutsch bis ins 19. Jahrhundert »Hüftbein« (L004 Johann Christoph Adelung), so noch L264 Daniel Sanders;
2 ›gekochtes Schweinebein‹ (L265 Daniel Sanders Erg. 1885) in Berlin: Eisbein mit Sauerkohl, ⇓ "S212" süddeutsch dafür Schweinshaxen (L171 Paul Kretschmer 189; ↑ "Hachse"); zu den verschiedenen landschaftlichen Synonymen und den Problemen einer genauen Definition vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–35.
Eisbrecher ›Vorrichtung bei Schiffen oder an Brücken zum Brechen des Eises‹ (1795; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), dann ›Dampfschiff, das eine Fahrrinne in das Eis bricht‹ (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
Eisheilige ursprünglich die Namensheiligen der Tage vom 11. bis 13. (norddeutsch) bzw. vom 12. bis 15. Mai (süddeutsch), an denen noch mit Frosteinbrüchen zu rechnen ist (Mamertus, Pankratius, Servatius, dazu Bonifatius sowie die kalte Sophie; L140 HWDA), dann auch diese Tage selbst, zuerst gebucht L264 Daniel Sanders 1885.
Eishockey (1908; L060 2DWb) zu Hockey (Ende des 19. Jahrhunderts < engl. hockey).
Eislauf »das Laufen auf dem Eise mit Schlittschuhen« (L004 Johann Christoph Adelung), im Gedichttitel bei A162 Friedrich Gottlieb Klopstock.
Eismeer ›Polarmeer‹ (1613; L060 2DWb), von Goethe öfter auch auf die Gletscherlandschaft bei Chamonix bezogen in Übersetzung von franz. Mer de Glace (L092 GoeWb).
Eisprinzessin ›gefeierte Eiskunstläuferin‹: Er… sprang vor mir noch einmal hoch wie eine Eisprinzessin (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 290).
Eisvogel mhd. / mittelniederdt. isvogel, älter isanuogal ›Eisenvogel‹ (ahd. L087 Glossen), nach dem metallisch schimmernden Federkleid; Umdeutung wohl nach Plinius' Angabe, der Vogel brüte im Winter.
Eiszeit 1837 von ⇓ "S071" K.Schimper ⇓ "S124" verdeutscht für Glazialperiode (L360 ZDW11,10ff.); ⇓ "S027" übertragen als politisches ⇓ "S192" Schlagwort: Eiszeit in den Beziehungen zweier Staaten.
Grundeis ⇓ "S196" ›gesunkenes Eis auf dem Grund eines Gewässers‹ (1687; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), v. a. in der derben Redensart dem geht der Arsch auf Grundeis (L337 WdG: mit Grundeis ab; »vulgär«) ›der hat sehr große Angst‹ (W.A041 Wiglaf Droste, Kommunikaze 89).
Treibeis ⇓ "S196" ›loses Eis, das auf dem Wasser umhertreibt‹ (1747; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
eisig mhd. isec ›eiskalt‹, auch übertragen ›abweisend, unfreundlich‹ eisiges Schweigen. ⇓ "S075"
Eisbahn L308 Kaspar Stieler 1691 wie Gleitbahn.
Eisbein ahd. ispein »ursprünglich der für die Herstellung von Schlittschuhkufen verwendbare Röhren- oder Schienbeinknochen größerer Tiere« (W.L244 Wolfgang Pfeifer), also zum Eislauf geeignet, vergleichbar schwed. isläggor ›Schlittschuhe‹ (altnord. laggr›Röhrenknochen‹) (Wörter und Sachen 1914/ 15, 51f.), beeinflußt wohl von lat. ischia ›Hüftgelenke‹, vergleichbar niederländ. igsbeen, dän. isben,
1 neuhochdeutsch bis ins 19. Jahrhundert »Hüftbein« (L004 Johann Christoph Adelung), so noch L264 Daniel Sanders;
2 ›gekochtes Schweinebein‹ (L265 Daniel Sanders Erg. 1885) in Berlin: Eisbein mit Sauerkohl, ⇓ "S212" süddeutsch dafür Schweinshaxen (L171 Paul Kretschmer 189; ↑ "Hachse"); zu den verschiedenen landschaftlichen Synonymen und den Problemen einer genauen Definition vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–35.
Eisbrecher ›Vorrichtung bei Schiffen oder an Brücken zum Brechen des Eises‹ (1795; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), dann ›Dampfschiff, das eine Fahrrinne in das Eis bricht‹ (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
Eisheilige ursprünglich die Namensheiligen der Tage vom 11. bis 13. (norddeutsch) bzw. vom 12. bis 15. Mai (süddeutsch), an denen noch mit Frosteinbrüchen zu rechnen ist (Mamertus, Pankratius, Servatius, dazu Bonifatius sowie die kalte Sophie; L140 HWDA), dann auch diese Tage selbst, zuerst gebucht L264 Daniel Sanders 1885.
Eishockey (1908; L060 2DWb) zu Hockey (Ende des 19. Jahrhunderts < engl. hockey).
Eislauf »das Laufen auf dem Eise mit Schlittschuhen« (L004 Johann Christoph Adelung), im Gedichttitel bei A162 Friedrich Gottlieb Klopstock.
Eismeer ›Polarmeer‹ (1613; L060 2DWb), von Goethe öfter auch auf die Gletscherlandschaft bei Chamonix bezogen in Übersetzung von franz. Mer de Glace (L092 GoeWb).
Eisprinzessin ›gefeierte Eiskunstläuferin‹: Er… sprang vor mir noch einmal hoch wie eine Eisprinzessin (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 290).
Eisvogel mhd. / mittelniederdt. isvogel, älter isanuogal ›Eisenvogel‹ (ahd. L087 Glossen), nach dem metallisch schimmernden Federkleid; Umdeutung wohl nach Plinius' Angabe, der Vogel brüte im Winter.
Eiszeit 1837 von ⇓ "S071" K.Schimper ⇓ "S124" verdeutscht für Glazialperiode (L360 ZDW11,10ff.); ⇓ "S027" übertragen als politisches ⇓ "S192" Schlagwort: Eiszeit in den Beziehungen zweier Staaten.
Grundeis ⇓ "S196" ›gesunkenes Eis auf dem Grund eines Gewässers‹ (1687; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), v. a. in der derben Redensart dem geht der Arsch auf Grundeis (L337 WdG: mit Grundeis ab; »vulgär«) ›der hat sehr große Angst‹ (W.A041 Wiglaf Droste, Kommunikaze 89).
Treibeis ⇓ "S196" ›loses Eis, das auf dem Wasser umhertreibt‹ (1747; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
eisig mhd. isec ›eiskalt‹, auch übertragen ›abweisend, unfreundlich‹ eisiges Schweigen. ⇓ "S075"