Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
einst
ahd. eines, einest, mhd. einest, konkurriert früher mit ↑ 2"eins"; einst ist ein erstarrter Genitiv von ↑ 1"ein". Wie bei dem Grundwort konnte früher auch der Zahlbegriff hervortreten, also ›einmal‹ im Gegensatz zu ›mehrmals‹. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts nur noch ⇓ "S101"irgend einmal in Vergangenheit oder Zukunft‹: Vergangenheit: der goldne Ring… / Den ich einst von dir empfing; Zukunft: Daß er [der Dichter] Mög einst Felsenklüfte spalten (Goethe; Ch.L042 Christa Dill); bald jedoch nur mit dem Nebenbegriff eines weiten Abstandes von der Gegenwart: die geliebte N., mit der icheinst! seinerzeit! damals!gut drei Jahre lang die gemeinsamen Wege ging (B.A254 Botho Strauß, Paare 75). Formelhaft ist der Gegensatz einst wie jetzt, einst und jetzt. Eine Nebenform einsten, in welcher wohl die Negation steckt (↑ "nicht") erscheint bis ins 18. Jahrhundert (noch bei Schiller, einmal auch Fontane); daraus ist weiter einstens entstanden (nach erstens usw.), welches sich noch länger erhalten hat (Münchhausen, W. Busch; L320 Trübner).einstmals wie einstauf die ferne Vergangenheit oder Zukunft bezogen, mhd. eines males, Genitiv von malZeitpunkt‹, L308 Kaspar Stieler: einstmals, noch A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5 einsmals, bei L004 Johann Christoph Adelung noch beide Formen »im gemeinen Leben«; heute eher literarisch
einstweilen (L004 Johann Christoph Adelung), früher einsweilen (Wieland); nach J.Grimm (L059 DWb1859) hat die Wortbildung »etwas steifes und seltsames, da weilenungefähr dasselbe aussagt was einst«; ↑ "Weile". Zuweilen erscheint auch ein abgeleitetes Adjektiv
einstweilig (I.Kant; L059 DWb), »vor allem in der Amtssprache üblich« (L320 Trübner), ⇓ "S181" juristische Wendung: ⇓ "S134" einstweilige Verfügung, in der Umgangssprache dafür ↑ "vorläufig".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: einst