Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
einsehen
in etwas hineinsehen‹, transitiv und intransitiv. Übertragen wie durchschauen: wer weiß, wie er die Menschen einzusehen?(Hagedorn), du siehst dein eigen Herz nicht ein (Gellert); daher die jetzt übliche Bedeutung ›zu der Erkenntnis kommen‹. Ursprünglich im Sinne religiösen Erkennens als Lehnübersetzung von lat. inspicere von der ⇓ "S142" Mystik geprägt (Meister Eckhart, hg. F.Pfeiffer, 6,9), dann durch ⇓ "S170" Pietismus, I.Kant und Goethe eingebürgert (L058 DVjS8,506): seh ich doch nicht ein, wie ich nach dieser Stunde leben soll (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 474); Ottilie hatte schnell die ganze [Haus-] Ordnung eingesehen, ja, was noch mehr ist, empfunden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,66,5). Die ⇓ "S093" SubstantivierungEinsehen (schon bei den mittelhochdeutschen Mystikern insehen) bei Luther häufig (L041 Philipp Dietz), auch in der Bedeutung ›Strafesondern es wird auch noch ein anders einsehen vber sie komen / das sie die Frembden so vnfreundlich hielten (A180 Martin Luther, Weisheit Salomos 19,14) (vgl. L004 Johann Christoph Adelung), heute nur noch
(k)ein Einsehen haben(kein) Verständnis aufbringen‹ (1525 Die zwölf Artikel der Bauern, Artikel 6; Historische Vierteljahresschrift 1902,13). Dazu "Einsicht", "einsichtig".
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