Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
einmal
mhd. eines males, z'einemo male, ursprünglich ›an einem Zeitpunkt‹, aus 1"ein" und ahd. / mhd. mal ›Zeitpunkt‹ (⇑ "Mahl", "Mal"); zusammengerückt erst im 16. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer);1Wiederholungszahlwort, mit Betonung auf ein- ›nur bei einer Gelegenheit, in einem Fall‹, ↑ "einfach"(1): ein mal im jar (A180 Martin Luther, 2.Mose 30,10); Einmal oder zweymal (L105 Georg Henisch); Ein Mahl eins ist eins (L004 Johann Christoph Adelung); Man lebt nur einmahl (L033 Joachim Heinrich Campe); Einmal / Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht (A131 Friedrich Hölderlin, An die Parzen); Wenn man sie Einmal nur gesehn, / Ach! immer muß man nach ihr gehn (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 1,208 LH); sprichwörtlich in Verbindung mit dem Gegensatz keinmal: einmal ist keinmal (L059 DWb); hierher noch einmal ›wieder, aufs neue‹: Kompt noch ein mal er auff (A180 Martin Luther, Richter 16,18); Und untersteht Er sich noch einmal anzufangen! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 7,115 LH); in Verbindung mit den Präpositionen "auf" und "mit" im Sinne von ›auf einen Schlag, zugleich, gleichzeitig‹: vnd schlug Dreyhundert auff ein mal(A180 Martin Luther, 1.Chronik 12,11); man warf tausenderlei fragen mit einmal auf (Wieland; L059 DWb); Wie sollte sie aber jede Hoffnung mit einmal aufgeben! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 17,364 LH); hierher auch ein(mal) für allemal ›einmal mit Gültigkeit für immer‹: Ich sage es dir Ein Mahl für alle Mahl (L004 Johann Christoph Adelung); Ich befehle, verbiethe es dir Ein Mahl für alle Mahl (L004 Johann Christoph Adelung); Ich sag' euch mit dem schonen Kind / Geht's ein= für allemal nicht geschwind (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,135f. LH); in Gegenüberstellung mit das andere Mal, dann usw. im Sinne von ›das eine Mal‹: Ein Mahl reden sie so verliebt, daß man erschrickt, und das andere Mahl so gleichgültig, als wenn sie mich zum erste Mahle sähen (Gellert; L004 Johann Christoph Adelung); hierher auch einmal über das andere, (ein)mal und das andere Mal »mehrmals schnell hinter einander« (L004 Johann Christoph Adelung): Ich besinne mich, ihn Ein oder das andere Mahl gesehen zu haben, einige Mahle (L004 Johann Christoph Adelung); frühneuhochdeutsch auch einmal fur allzeit (L105 Georg Henisch 1616); neuerdings einmal mehr ›wiederum‹: er war einmal mehr der erfolgreichste Torschütze (L337 WdG);
2 Adverb;
2.1 ›einst, irgendwann‹ (Geiler von Keisersberg; L059 DWb), »der gangbare ausdruck für unbestimmte zeit, die erzählung beginnt es war einmal ein könig, einmal lebte ein mann« (L059 DWb): Einmal zuewigen zeyten (L200 Josua Maaler 1561); ich besaß es doch einmal, / Was so köstlich ist! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 1,111 LH); Mahrchen sagt: – Es war einmal (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 41,271 LH); auch mit Bezug auf die Zukunft: ES wird jm der wanst ein mal vol werden (A180 Martin Luther, Hiob 20,23); Man muß gedult haben / biß einmal besser wirt (L105 Georg Henisch); Ich hoffe ihn einmahl wieder zu sehen(L004 Johann Christoph Adelung);
2.2 ›erstens‹: und wagte mich daran mit doppeltem Eifer, einmal weil ich nach meiner Ueberzeugung sprechen konnte, und sodann weil ich mich in jungeren Jahren in eben demselben traurigen Fall befunden hatte (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 17,60 LH); ohne folgendes nachmals, hernach, dann, sodann frühneuhochdeutsch auch im Sinne von ›ein für allemal‹: einmal, es galt mir endlich gleich, mit was für vortheilen, mit was für griffen… ich prosperierte (Grimmelshausen; L059 DWb);
2.3 in der Verbindung auf einmal ›plötzlich und unerwartet‹ (L004 Johann Christoph Adelung): Auf Ein Mahl kam ein Blitz (L004 Johann Christoph Adelung); Als sie aber auf einmal das fremde Gesicht erblickte, that auch sie einen lauten Schrei und lief davon (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 25,361 LH); dafür auch mit einemmal. Was als etwas dargestellt wurde, das nur einmal oder »irgendwann« getan werden muß, mag später generell als Kleinigkeit aufgefaßt worden sein, daher seit dem 17. Jahrhundert der Gebrauch als
3 ⇓ "S002" Abtönungspartikel, unbetont; in der gesprochenen Sprache dafür zumeist die Kurzform ↑ "mal",
3.1 in Aufforderungen ›Sprecher behauptet, bei dem Gewünschten handelt es sich nur um eine Kleinigkeit‹: Hören sie einmahl, was die Leute dazu sagen (L004 Johann Christoph Adelung); Kommen sie doch einmahl her (L004 Johann Christoph Adelung); Bedenk doch nur einmal (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,168 LH); Faust. Suß Liebchen! Margarete. Laßt einmal! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,165 LH);
3.2 in Aussagesätzen ›Sprecher zeigt an, daß es für die beschriebene Handlung, Eigenschaft oder den beschriebenen Zustand keinen besonderen, angebbaren Grund gibt‹, ähnlich ↑ "einfach"(5), nun einmal (↑ "nun" [3]): einmal er hats gethan / er hats einmal gethan (L169 Matthias Kramer 1702); Da du es Einmahl hast, so kannst du es behalten (L004 Johann Christoph Adelung); das ist mir einmal unbegreiflich(Goethe; L059 DWb);
3.3 in Fragesätzen und Ausrufen: Hastu auch etwa einmal gedacht (L105 Georg Henisch 1616); Ei, Herr Stallmeister, sieht man Sie auch einmal wieder! (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 21,215);
4 Abtönungspartikel, in Aussagesätzen, Aufforderungen und rhetorischen Fragen, ›Sprecher zeigt an, daß der beschriebene Sachverhalt erwartbar oder wünschbar war bzw. ist‹, ›endlich‹: Er hat einmahl seinen meister troffen (L105 Georg Henisch 1616); Erbarmet euch doch eimal (letztlich)(ebenda); Läßt du dich auch einmahl hören? (L004 Johann Christoph Adelung); wohl aus ursprünglichen Verbindungen mit endlich: Kömmst du endlich einmahl? (L004 Johann Christoph Adelung); Damit ich endlich einmahl schließe (L004 Johann Christoph Adelung);
5 in der abtönenden Verbindung nicht einmal ›Sprecher zeigt an, daß die beschriebene Handlung eigentlich erwartbar gewesen wäre‹: das er wuste / wie seine Kinder sich schendlich hielten / und hette nicht ein mal saur dazu gesehen (A180 Martin Luther, 1.Samuel 3,13); er hat mir nicht einmal gedanckt (L169 Matthias Kramer 1702); Nun, Effi, kein Wort? Du strahlst nicht und lachst nicht einmal (A060 Theodor Fontane, Effi Briest; 4,31); Du hassest mich nicht einmal. Ich bin Dir einfach gleichgültig (A045 Friedrich Dürrenmatt, Meteor 40).
Einmaleins Neutr. , zunächst auch Einmalein (1544 Bock; L059 DWb), seit Adam Riese in der heutigen Form;
1 ›Abacus Pythagoricus‹, ›die Vervielfältigungsreihen der Zahlen 1 bis 20 mit den Zahlen von 1 bis 10‹: Lerne wol das einmal eins / So wirt dir alle rechnung gemein (L105 Georg Henisch 1616); man gefällt sich selten in dingen, die man so inne hat und übersieht, wie etwa das einmaleins(Lichtenberg; L059 DWb); heute auch übertragen
2 ›vorauszusetzender Grundbestand an Kenntnissen in einem Wissensbereich‹: wer von dem Einmaleins des Kaufmanns auch nur das Geringste versteht (Hermann; L337 WdG).
einmalig Adjektiv (zu einmal[1]);
1 ›einfach, sich nur einmal ergebend‹: Eine einmalige Schnure (L308 Kaspar Stieler 1691); sein einmaliges erscheinen gieng spurlos vorüber (L059 DWb); daraus
2 ›einzigartig, außerordentlich, hervorragend‹: daß die Geburtstagsfeier Seiner Majestät ihr einmaliges Gepräge hat (Feuchtwanger; L337 WdG); substantivisch: ist hier das Ziel, das Große, das Einmalige, an das ich im Graben gedacht habe? (Remarque; L097 GWb); dazu
Einmaligkeit Ihr Tun war schön, war groß, war einmalig, aber so viel Einmaligkeit war wie Friedhofsstimmung (Musil; L337 WdG).
2 Adverb;
2.1 ›einst, irgendwann‹ (Geiler von Keisersberg; L059 DWb), »der gangbare ausdruck für unbestimmte zeit, die erzählung beginnt es war einmal ein könig, einmal lebte ein mann« (L059 DWb): Einmal zuewigen zeyten (L200 Josua Maaler 1561); ich besaß es doch einmal, / Was so köstlich ist! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 1,111 LH); Mahrchen sagt: – Es war einmal (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 41,271 LH); auch mit Bezug auf die Zukunft: ES wird jm der wanst ein mal vol werden (A180 Martin Luther, Hiob 20,23); Man muß gedult haben / biß einmal besser wirt (L105 Georg Henisch); Ich hoffe ihn einmahl wieder zu sehen(L004 Johann Christoph Adelung);
2.2 ›erstens‹: und wagte mich daran mit doppeltem Eifer, einmal weil ich nach meiner Ueberzeugung sprechen konnte, und sodann weil ich mich in jungeren Jahren in eben demselben traurigen Fall befunden hatte (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 17,60 LH); ohne folgendes nachmals, hernach, dann, sodann frühneuhochdeutsch auch im Sinne von ›ein für allemal‹: einmal, es galt mir endlich gleich, mit was für vortheilen, mit was für griffen… ich prosperierte (Grimmelshausen; L059 DWb);
2.3 in der Verbindung auf einmal ›plötzlich und unerwartet‹ (L004 Johann Christoph Adelung): Auf Ein Mahl kam ein Blitz (L004 Johann Christoph Adelung); Als sie aber auf einmal das fremde Gesicht erblickte, that auch sie einen lauten Schrei und lief davon (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 25,361 LH); dafür auch mit einemmal. Was als etwas dargestellt wurde, das nur einmal oder »irgendwann« getan werden muß, mag später generell als Kleinigkeit aufgefaßt worden sein, daher seit dem 17. Jahrhundert der Gebrauch als
3 ⇓ "S002" Abtönungspartikel, unbetont; in der gesprochenen Sprache dafür zumeist die Kurzform ↑ "mal",
3.1 in Aufforderungen ›Sprecher behauptet, bei dem Gewünschten handelt es sich nur um eine Kleinigkeit‹: Hören sie einmahl, was die Leute dazu sagen (L004 Johann Christoph Adelung); Kommen sie doch einmahl her (L004 Johann Christoph Adelung); Bedenk doch nur einmal (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,168 LH); Faust. Suß Liebchen! Margarete. Laßt einmal! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,165 LH);
3.2 in Aussagesätzen ›Sprecher zeigt an, daß es für die beschriebene Handlung, Eigenschaft oder den beschriebenen Zustand keinen besonderen, angebbaren Grund gibt‹, ähnlich ↑ "einfach"(5), nun einmal (↑ "nun" [3]): einmal er hats gethan / er hats einmal gethan (L169 Matthias Kramer 1702); Da du es Einmahl hast, so kannst du es behalten (L004 Johann Christoph Adelung); das ist mir einmal unbegreiflich(Goethe; L059 DWb);
3.3 in Fragesätzen und Ausrufen: Hastu auch etwa einmal gedacht (L105 Georg Henisch 1616); Ei, Herr Stallmeister, sieht man Sie auch einmal wieder! (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 21,215);
4 Abtönungspartikel, in Aussagesätzen, Aufforderungen und rhetorischen Fragen, ›Sprecher zeigt an, daß der beschriebene Sachverhalt erwartbar oder wünschbar war bzw. ist‹, ›endlich‹: Er hat einmahl seinen meister troffen (L105 Georg Henisch 1616); Erbarmet euch doch eimal (letztlich)(ebenda); Läßt du dich auch einmahl hören? (L004 Johann Christoph Adelung); wohl aus ursprünglichen Verbindungen mit endlich: Kömmst du endlich einmahl? (L004 Johann Christoph Adelung); Damit ich endlich einmahl schließe (L004 Johann Christoph Adelung);
5 in der abtönenden Verbindung nicht einmal ›Sprecher zeigt an, daß die beschriebene Handlung eigentlich erwartbar gewesen wäre‹: das er wuste / wie seine Kinder sich schendlich hielten / und hette nicht ein mal saur dazu gesehen (A180 Martin Luther, 1.Samuel 3,13); er hat mir nicht einmal gedanckt (L169 Matthias Kramer 1702); Nun, Effi, kein Wort? Du strahlst nicht und lachst nicht einmal (A060 Theodor Fontane, Effi Briest; 4,31); Du hassest mich nicht einmal. Ich bin Dir einfach gleichgültig (A045 Friedrich Dürrenmatt, Meteor 40).
Einmaleins Neutr. , zunächst auch Einmalein (1544 Bock; L059 DWb), seit Adam Riese in der heutigen Form;
1 ›Abacus Pythagoricus‹, ›die Vervielfältigungsreihen der Zahlen 1 bis 20 mit den Zahlen von 1 bis 10‹: Lerne wol das einmal eins / So wirt dir alle rechnung gemein (L105 Georg Henisch 1616); man gefällt sich selten in dingen, die man so inne hat und übersieht, wie etwa das einmaleins(Lichtenberg; L059 DWb); heute auch übertragen
2 ›vorauszusetzender Grundbestand an Kenntnissen in einem Wissensbereich‹: wer von dem Einmaleins des Kaufmanns auch nur das Geringste versteht (Hermann; L337 WdG).
einmalig Adjektiv (zu einmal[1]);
1 ›einfach, sich nur einmal ergebend‹: Eine einmalige Schnure (L308 Kaspar Stieler 1691); sein einmaliges erscheinen gieng spurlos vorüber (L059 DWb); daraus
2 ›einzigartig, außerordentlich, hervorragend‹: daß die Geburtstagsfeier Seiner Majestät ihr einmaliges Gepräge hat (Feuchtwanger; L337 WdG); substantivisch: ist hier das Ziel, das Große, das Einmalige, an das ich im Graben gedacht habe? (Remarque; L097 GWb); dazu
Einmaligkeit Ihr Tun war schön, war groß, war einmalig, aber so viel Einmaligkeit war wie Friedhofsstimmung (Musil; L337 WdG).