Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
eilen
ahd. / mhd. ilen, nur deutsch und niederländisch, Intensivbildung zur indogermanischen Wurzel von lat. ire ›gehen‹ (die germanisch auch in got. iddja›ging‹ vertreten ist); ›schnell gehen‹: Abraham eilet in die hütten zu Sara (A180 Martin Luther, 1. Mose 18,6), auf den Gang selbst bezogen die angst beflügelt den eilenden fusz (Schiller; L059 DWb), übertragen von der Zeit faule stunden, eilet doch (Günther; L059 DWb); frühneuhochdeutsch auch transitiv, daher bis ins 19. Jahrhundert (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–42; ⇑ "tummeln", "schicken"(2), "pressieren", "sputen", "machen"(3), "federn", "flitzen") und heute umgangssprachlich auch reflexiv drum eilt euch, wieder zu genesen (Goethe), so eil dich Franz (Körner), dafür jetzt beeilen (19. Jahrhundert), zunächst auch im Sinne von ›beschleunigen‹ transitiv, vor allem reflexiv; mit veränderter Subjektsbeziehung ›eilig sein‹: die Sache eilterfordert Eile‹, auch unpersönlich: es wird jmdm. / damit nicht eilenjmd. / etwas wird keine Eile haben‹.Eilbote Ende des 18. Jahrhunderts als Lehnprägung für franz. courrier und gegen L004 Johann Christoph Adelungs Widerstand mit L033 Joachim Heinrich Campes Empfehlung durchgesetzt.
Eilbrief"S071" F.L.Jahn 1835 ⇓ "S125" für Expreßbrief, 1875 postamtlich durch H. v.Stephan.
Eilzug"S155" 1855 (Grillparzer).
eilends 15. Jahrhundert eilentz (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), Genitiv des Partizip Präsens von eilen; ↑ ›"schnell"‹, wie schnell von der raschen Handlung: der König… gebot / Man solt eilends Pfannen vnd Kessel vber das fewr setzen (A180 Martin Luther, 2.Makkabäer 7,3), Zur hilff Eylents kommen (L200 Josua Maaler), wie eilig, schnell auf die Zeit bezogen Die Sagen… kehren zu der Menschheit sich, und vieles lernen / Wir aus der Zeit, die eilends sich verzehret (A131 Friedrich Hölderlin, Der Herbst; 2,284);
eilig ahd. ilic, mhd. ilec;
1schnell‹: rollte der Wagen eilig und liesz das pflaster zurücke (Goethe; L059 DWb), auch wie "hastig", "schnell", "rasch" negativ gedeutet: er war doch gar zu eilig und unüberlegt hierhergelaufen (A147 Franz Kafka, Proceß 194); adverbial gebraucht Er ging sehr eilig fort (L004 Johann Christoph Adelung), unpersönlich es eilig haben, häufig vorwurfsvoll er hat es immer sehr eilig (L059 DWb), wie eilends, schnell auf die Zeit bezogen O! so ende bald, du Bahn der Leiden! / Rinne eilig, rinne eilig, Pilgerzeit! (A131 Friedrich Hölderlin, Die Meinige), im Superlativ eiligst »in der größten Eile« (L004 Johann Christoph Adelung); seit dem 19. Jahrhundert auch
2dringlich‹, häufig im öffentlichen Leben ein eiliger Brief, die Sache ist eilig (vgl. L059 DWbund L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–43; s.oben eilen): ›so fleißig?‹ fuhr Hans Castorp nickend fort… ›Es ist ja Sonntag!‹ ›Eilige Arbeit‹, versetzte Lukcek kurz (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 549).
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