Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Eifer
vielleicht zu ahd. eivarherb‹; zuerst bei A305 Martin Luther (vorher eifrærEifersüchtiger‹ 1349 Konrad von Megenberg, eiferneifersüchtig sein‹ 1411), für den das Wort neu ist: nuperum vocabulum (Weimarer Ausgabe 14,596); ich hab aber das wort zelus eifer verdeudscht, ein ander machs besser, ich weis kein bessers zu finden, in der latinischen sprach hat man auch keins (L041 Philipp Dietz 492); ursprünglich1leidenschaftliche Erregung‹, zunächst
1.1 im üblen Sinn, Eifer und Zorn erscheinen in der Bibel häufig verbunden: Zorn und Eifer (des Herrn) (A180 Martin Luther, 5. Mose 29,20); sintemal eiuer vnd zanck vnd zwitracht vnter euch sind (A180 Martin Luther, 1.Korinther 3,3); bis zum 18. Jahrhundert speziell auch ›Eifersucht‹: der eifer, so ich auf disz weiblin… heftig geworfen (Weckherlin; L059 DWb); schon bei Luther auch in heute herrschender positiver Bedeutung
1.2emsiger Fleiß, Einsatz‹ und nicht mehr auf eine passive Erregung, sondern nur auf ein Streben und Betätigung desselben bezogen: Mit Eyfer nachhengen / … / Ungern nachlassen (L200 Josua Maaler), Er dienet mir mit einem außerordentlichen Eifer (L004 Johann Christoph Adelung), abwertend im Sinne von ›Unüberlegtheit‹: Im blinden Eifer immer über das Ziel hinaus geschossen (Eichendorff; L264 Daniel Sanders);
Eifersucht (1553 Sachs; L059 DWb) zunächst auf Mann und Frau bezogen: sie sprach, ich darf nicht mit im reden, / wann er hat auch die eifersucht (Sachs; L059 DWb), dann auch allgemeiner eine »gemilderte Benennung des Neides« (L004 Johann Christoph Adelung): aus eifersucht gegen die geometrie (I.Kant; L059 DWb), Eifersüchtelei bildete A075 Johann Wolfgang von Goethe (Werther 19,59,28). ⇓ "S075"
eifern (1411; L060 2DWb) zu Eifer(1.1) ›eifersüchtig sein‹: das er vmb sein Weib eiuert (A180 Martin Luther, 4. Mose 5,14), so noch bei Goethe (vgl. L092 GoeWb);
1 »Ein grossen willen vnd eynbrunst[d. h. Inbrunst]… haben« (L200 Josua Maaler), im Sinne von ›zornig seinErzürne dich nicht vber den Bösen / Vnd eiuer nicht vber die Gottlosen(A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 24,19), dazu ↑ "ereifern"; abgeschwächt ›sich einsetzen‹: für das Gute eifern (L004 Johann Christoph Adelung), gegen das Rauchen eifern; schon 1522 bei A180 Martin Luther auch
2nach etwas streben‹ im Sinne von ›wetteifernEyffert aber nach den besten Gaben(1.Korinther 12,31), in späteren Ausgaben in: Strebt aber geändert; vgl. auch: Der eiuerte in Gottes furcht (1533 Sirach 45,28); mit zärtlicher Sorgfalt eiferten sie, wer mehr den frommen Alten erfreuen könnte (Gellert; L004 Johann Christoph Adelung); vor allem präpositional mit nach: Es eifre jeder seiner… Liebe nach (Lessing), nach Anerkennung eifern, dazu nacheifern;
eifrig an Eifer(1.1) angelehnt ›zornig‹: wan got ist ein iferiger got (1516 Keisersberg; L059 DWb), so noch bei Voß: zu heftig in Zorn und eifrig ward es (L264 Daniel Sanders), daneben bis zum 18. Jahrhundert älteres ›eifersüchtig‹ bzw. ›neidisch‹ (1493; L060 2DWb): eiferig auff die… so diß haben / das wir zu haben begeren(L105 Georg Henisch). Seit A180 Martin Luther 1522 zu Eifer(1.2) ›emsig, fleißig‹: So sey nu eyfferig / vnd thu busse (Offenbarung 3,19), spätere Auflagen dafür So sey nu vleissig; Dessen würdig sich zu machen / War sein eifrigstes bemühn (S.A067 Stefan George, Die Rettung). Mit dem Begriff der Schnelligkeit »mit lebhafter unruhiger Bemühung« (L004 Johann Christoph Adelung), An der Bobbahn werde eifrig gearbeitet, schon in den nächsten Tagen könne sie eröffnet werden (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 379), im Sinne von ›lebhaftDie mädchen sprechen eifrig unter sich. / Verschwiegen duldend schwärmen alle knaben (S.A067 Stefan George, Der Saitenspieler), negativ gedeutet: Herr Settembrini war gewiß ein eifriger Pädagog, eifrig bis zum Störenden und Lästigen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 653).
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