Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
drehen
ahd. draen, mhd. dræ(je)n (engl. throw), wozu "Draht", verwandt mit Wörtern anderer indogermanischer Sprachen, z. B. lat. terere ›reiben‹. Als Objekt kann auch ein Akkusativ des Resultates stehen: Seile, Garn, Tüten, Pillen drehen. Früher häufig synonym mit "drechseln", so noch im 18. Jahrhundert, auch übertragen: ein artig gedrehtes Kompliment (Wieland). Im Mittelhochdeutschen auch intransitiv, so noch bis ins 19. Jahrhundert, besonders bei A075 Johann Wolfgang von Goethe (z. B. es dreht mir alles vorm Gesicht; alles, alles scheint zu drehen Faust I,3908); besonders vom Tanzen: am Fenster drehn und schleifen viel schöne geputzte Leut' (Eichendorff), den drehenden Reihn (Goethe), die drehende Schöpfung (Schiller); der Kopf dreht mir ›ich werde schwindlig‹ noch bei Goethe; drehend ›schwindlig‹: drehend machen, werden (Lessing); es wird mir drehend vor den Augen (Schiller); so heißt auch eine mit Schwindel verbundene Krankheit der Schafe Drehkrankheit (1796; L060 2DWb), deren Erreger Drehwurm (1807; L060 2DWb); übertragen sich um etwas drehen ›zum Mittelpunkt haben, handeln von‹ geseze… drehen sich nur um verneinende pflichten (Schiller; L060 2DWb). ⇓ "S131" Nach der Vorstellung des Kurbelns einen Film drehen (Anfang des 20. Jahrhunderts), inzwischen auch ohne Objekt drehen ›filmen‹, besonders im Süddeutschen präfigiert (Wäsche) ausdrehen im Sinne von ›auswringen‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–15; ↑ "wringen"). ⇑ "andrehen", "durchdrehen", "umdrehen". Drehbank ›Arbeitstisch des Drechslers‹ (spätmhd.);
Drehbuch ›Skript, nach dem ein Film gedreht wird‹ (L056 Duden 101929);
Drehorgel 18. Jahrhundert, früher zur Abrichtung von Singvögeln gebraucht; vgl. Leierkasten.
Dreh ⇓ "S183" Rückbildung (19. Jahrhundert), umgangssprachlich ›Kniff, Trick‹ man muß eben erst warm werden und den Dreh heraus haben (1934 A054 Hans Fallada, Blechnapf 226).
Dreher (spätmhd.)
1 Bezeichnung für verschiedene Handwerker: Drechsler, Metalldreher, Porzellandreher;
2 für sich drehende und anderes bewegende Werkzeuge;
3 veraltet für eine Art Walzer (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 11.9.96).
ahd. draen, mhd. dræ(je)n (engl. throw), wozu "Draht", verwandt mit Wörtern anderer indogermanischer Sprachen, z. B. lat. terere ›reiben‹. Als Objekt kann auch ein Akkusativ des Resultates stehen: Seile, Garn, Tüten, Pillen drehen. Früher häufig synonym mit "drechseln", so noch im 18. Jahrhundert, auch übertragen: ein artig gedrehtes Kompliment (Wieland). Im Mittelhochdeutschen auch intransitiv, so noch bis ins 19. Jahrhundert, besonders bei A075 Johann Wolfgang von Goethe (z. B. es dreht mir alles vorm Gesicht; alles, alles scheint zu drehen Faust I,3908); besonders vom Tanzen: am Fenster drehn und schleifen viel schöne geputzte Leut' (Eichendorff), den drehenden Reihn (Goethe), die drehende Schöpfung (Schiller); der Kopf dreht mir ›ich werde schwindlig‹ noch bei Goethe; drehend ›schwindlig‹: drehend machen, werden (Lessing); es wird mir drehend vor den Augen (Schiller); so heißt auch eine mit Schwindel verbundene Krankheit der Schafe Drehkrankheit (1796; L060 2DWb), deren Erreger Drehwurm (1807; L060 2DWb); übertragen sich um etwas drehen ›zum Mittelpunkt haben, handeln von‹ geseze… drehen sich nur um verneinende pflichten (Schiller; L060 2DWb). ⇓ "S131" Nach der Vorstellung des Kurbelns einen Film drehen (Anfang des 20. Jahrhunderts), inzwischen auch ohne Objekt drehen ›filmen‹, besonders im Süddeutschen präfigiert (Wäsche) ausdrehen im Sinne von ›auswringen‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–15; ↑ "wringen"). ⇑ "andrehen", "durchdrehen", "umdrehen". Drehbank ›Arbeitstisch des Drechslers‹ (spätmhd.);
Drehbuch ›Skript, nach dem ein Film gedreht wird‹ (L056 Duden 101929);
Drehorgel 18. Jahrhundert, früher zur Abrichtung von Singvögeln gebraucht; vgl. Leierkasten.
Dreh ⇓ "S183" Rückbildung (19. Jahrhundert), umgangssprachlich ›Kniff, Trick‹ man muß eben erst warm werden und den Dreh heraus haben (1934 A054 Hans Fallada, Blechnapf 226).
Dreher (spätmhd.)
1 Bezeichnung für verschiedene Handwerker: Drechsler, Metalldreher, Porzellandreher;
2 für sich drehende und anderes bewegende Werkzeuge;
3 veraltet für eine Art Walzer (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 11.9.96).