Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Dorf
ahd. thorfGrundstück‹, ›Ortschaft‹, gemeingermanisch (got. þaúrp ›Acker‹, altnord. þorp ›Gehöft‹); verwandt mit irisch treb›Wohnsitz‹, litauisch troba ›Gebäude‹. Häufig mit ⇓ "S135" r-Metathese: Bottrop, Ohrdruf. Die schweizerische Redensart zu Dorfe gehnin Gesellschaft gehen‹ hat sich in den zerstreuten Ortschaften gebildet, wo Dorf den Mittelpunkt des Ortes mit der Kirche und dem Wirtshaus bezeichnet, wo man sich Sonntags trifft. Das ⇓ "S192" Schlagwort ⇓ "S055" Potemkinsche Dörfer (L181 Otto Ladendorf; L027 Büchmann), vgl. Jean Paul (1822): jene gemalten bloßen Dorf-Facaden Potemkins (1802 nach Kotzebue; L360 ZDW8,17), bezieht sich auf die Vorspiegelung falscher Tatsachen durch den Feldherrn Potemkin anläßlich der Besichtigung der eroberten Krim durch Kaiserin Katharina. Mit der Einführung des Internet verbreitet ⇓ "S043""S134" globales Dorf (Der Spiegel 8.8.94, 153), um das Zusammenwachsen der internationalen Massenkommunikationsgesellschaft auszudrücken; vorbereitet durch die Thesen des US-Soziologen Marshall McLuhan (›War and peace in global villages‹, 1968; ›The global village‹, 1989). Der Bewohner eines Dorfes heißt
Dörfler (18. Jahrhundert), älteres Dörfer Mask. noch vereinzelt Anfang des 19. Jahrhunderts (mhd. dorfære ↑ "Tölpel").
dörfisch seit Beginn abwertend ›bäurisch, unkultiviert‹ (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts), davon unterscheidend
dörflichzum Dorf gehörend, in der Art eines Dorfes‹ (16. Jahrhundert).
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