Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
diktieren
im 15. Jahrhundert < lat. dictare ›versprechen, befehlen‹, Intensivum zu lat. dicere›sagen‹, und im 16. Jahrhundert allgemein geläufig (L081 FWb); dem Lateinischen folgend in zwei Bedeutungen:1 ›zum Nachschreiben vorsagen‹, »aus dem Munde in die Feder sagen« (L297 Sperander 1727) mit geblumten worten dictiren(1512; L081 FWb),
2 ›zwingend vorschreiben, befehlen‹ (16. Jahrhundert); oft enthält eine Formulierung beide Bedeutungen: Ihre eigene freie Denkkraft wird die Gesetze diktieren, nach welchen verfahren werden soll (A222 Friedrich Schiller, Ästhetische Erziehung, 20,310);
Diktat < Partizip Perfekt lat. dictatum, in der Bedeutungsentwicklung dem Verb entsprechend:
1.1 ›ein nach Ansage geschriebener Text‹, um 1600 daß durch underlassung aller dictaten die auditoria nicht zunehmen (Urkundenbuch der Universität Heidelberg; L060 2DWb), in der Schule auch als Rechtschreibübung,
1.2 ›Ansage zur Nachschrift‹, ebenfalls seit Anfang des 17. Jahrhunderts geläufig (L081 FWb): welche, wenn die Beamten es wünschen, nach ihrem Diktat schreiben (A148 Franz Kafka, Das Schloß, 281), daneben
2 ›Gebot, aufgezwungene Verpflichtung‹, übertragen: den reinen dictaten der erfahrung (Hahnemann 1809; L098 2GWb), seit dem Ersten Weltkrieg im politischen Sprachgebrauch ›ein unter Zwang geschlossener Vertrag mit unverhältnismäßigen Härten für die Besiegten‹, insbesondere im Zusammenhang mit dem Vertrag von Versailles;
Diktatur (1515; L086 GG1,903) < lat. dictatura; ⇓ "S175" ›unumschränkte Herrschaft‹; zunächst (vgl. "Demokratie") auf die Antike bezogen im Sinn des vorherrschenden "Tyrannei": »Der gwalt / würde oder das ampt des Obristen Herrn zu Rom« (S.L261 Simon Rot 1571), Sylla hat… sich eine beständige Dictatur… angemasset (L361 Johann Heinrich Zedler 1734); vor dem Hintergrund der französischen Entwicklungen im deutschen Vormärz bis etwa 1870 Ausweitung des Gebrauchs; nach 1919 gefestigter Grundbegriff, zumeist abwertend, Gegensatz Demokratie, seit 1933 v. a. auf den Faschismus bezogen; im ⇓ "S129" Marxismus speziell gedeutet im Sinn eines Übergangs zur klassenlosen Gesellschaft Diktatur des Proletariats (1852 Marx; L086 GG1,916); verallgemeinert auch ›Zwang, Druck, den jmd. ausübt‹.
Diktator (15. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. dictator; »der Obrist gwalthaber zu Rom« (S.L261 Simon Rot 1571); seit dem 16. Jahrhundert allgemeiner ›Gewaltherrscher‹; davon abgeleitet
diktatorisch (17. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) ›willkürlich, autoritär‹.
2 ›zwingend vorschreiben, befehlen‹ (16. Jahrhundert); oft enthält eine Formulierung beide Bedeutungen: Ihre eigene freie Denkkraft wird die Gesetze diktieren, nach welchen verfahren werden soll (A222 Friedrich Schiller, Ästhetische Erziehung, 20,310);
Diktat < Partizip Perfekt lat. dictatum, in der Bedeutungsentwicklung dem Verb entsprechend:
1.1 ›ein nach Ansage geschriebener Text‹, um 1600 daß durch underlassung aller dictaten die auditoria nicht zunehmen (Urkundenbuch der Universität Heidelberg; L060 2DWb), in der Schule auch als Rechtschreibübung,
1.2 ›Ansage zur Nachschrift‹, ebenfalls seit Anfang des 17. Jahrhunderts geläufig (L081 FWb): welche, wenn die Beamten es wünschen, nach ihrem Diktat schreiben (A148 Franz Kafka, Das Schloß, 281), daneben
2 ›Gebot, aufgezwungene Verpflichtung‹, übertragen: den reinen dictaten der erfahrung (Hahnemann 1809; L098 2GWb), seit dem Ersten Weltkrieg im politischen Sprachgebrauch ›ein unter Zwang geschlossener Vertrag mit unverhältnismäßigen Härten für die Besiegten‹, insbesondere im Zusammenhang mit dem Vertrag von Versailles;
Diktatur (1515; L086 GG1,903) < lat. dictatura; ⇓ "S175" ›unumschränkte Herrschaft‹; zunächst (vgl. "Demokratie") auf die Antike bezogen im Sinn des vorherrschenden "Tyrannei": »Der gwalt / würde oder das ampt des Obristen Herrn zu Rom« (S.L261 Simon Rot 1571), Sylla hat… sich eine beständige Dictatur… angemasset (L361 Johann Heinrich Zedler 1734); vor dem Hintergrund der französischen Entwicklungen im deutschen Vormärz bis etwa 1870 Ausweitung des Gebrauchs; nach 1919 gefestigter Grundbegriff, zumeist abwertend, Gegensatz Demokratie, seit 1933 v. a. auf den Faschismus bezogen; im ⇓ "S129" Marxismus speziell gedeutet im Sinn eines Übergangs zur klassenlosen Gesellschaft Diktatur des Proletariats (1852 Marx; L086 GG1,916); verallgemeinert auch ›Zwang, Druck, den jmd. ausübt‹.
Diktator (15. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. dictator; »der Obrist gwalthaber zu Rom« (S.L261 Simon Rot 1571); seit dem 16. Jahrhundert allgemeiner ›Gewaltherrscher‹; davon abgeleitet
diktatorisch (17. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) ›willkürlich, autoritär‹.