Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Differenz
(1489; L276 Alfred Schirmer, Mathematik) < lat. differentia ›Verschiedenheit‹. Zunächst1 arithmetischer Terminus ›Ergebnis einer Subtraktion‹ und allgemein ›Unterschied‹ (L081 FWb): Was ist leben? Eine Frage von Minuten, eine Differenz von heut' auf morgen (A060 Theodor Fontane, Schach, 1, 668). Dann wohl unter Einfluß von franz. différend ›Mißhelligkeit‹
2Streit; Meinungsverschiedenheit‹ (1579; L081 FWb): sein Herr, mit dem er irgend eine kleine Differenz gehabt haben mag, beordert ihn hinaus… zur härtesten Erntearbeit (J.G.Seume, Mein Sommer 1805, Werke 4, 104); heute meist als Plural (L097 GWb) Es gab… nicht unerhebliche politische Differenzen (A083 Günter Grass, Blechtrommel 377). Als Adjektiv differentungleich, verschieden‹ (1581; L060 2DWb);
differenzieren (16. Jahrhundert; L081 FWb) vom mittellat. differentiare der Scholastiker (vgl. L081 FWb); zunächst nur wissenschaftlicher Terminus ›trennen; verschieden gestalten‹, dann auch allgemein ›unterscheiden‹;
differieren (S.L261 Simon Rot 1571) < lat. differre ›verzögern, sich unterscheiden‹; zunächst – heute veraltet –
1aufschieben‹ (L245 2W.Pfeifer), heutige Bedeutung
2verschieden sein‹ (1616; L060 2DWb): Wenn zwei Meister derselben Kunst… differiren, so liegt wahrscheinlicherweise das unauflösliche Problem in der Mitte zwischen beiden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, II,11,107). Als Gegensatz zu Differenz
IndifferenzUnbestimmtheit, Gleichgültigkeit‹ (18. Jahrhundert; L245 2W.Pfeifer), nach lat. indifferentia ›Gleichheit‹ (wohl auch unter Einfluß von franz. indifférence ›Gleichgültigkeit‹: Die Menschen sakrifizieren ihre vierfüßigen Günstlinge mit derselben Indifferenz wie die Fürsten die zweyfüßigen (A118 Heinrich Heine, Memoiren, 12, 164);
indifferentunentschieden, gleichgültig‹ (1665; L081 FWb).
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