Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
der
gemeingermanisches Pronomen, aus dem Indogermanischen überkommen (griech. tó ›das‹).1 In substantivischem Gebrauch:
1.1 Hier unterscheidet es sich jetzt formell von adjektivisch gebrauchtem der im Genitiv Singular und Plural und Dativ Plural durch erweiterte Formen (allmählich seit dem 15. Jahrhundert): derer, denen, entstanden dadurch, daß die in der adjektivischen Deklination übliche Endung noch einmal an die fertigen Formen angetreten ist; dessen, deren, deren Ursprung noch nicht klar ist (vielleicht steckt die Negation mhd. en- darin, also z. B. dessen ist entsprechend des enist), mit angehängtem t in dessentwegen, dessenthalben, dessentwillen, deretwegen, derentwegen, derenthalben, derentwillen. Luther hat noch des und der (daneben dere), dagegen denen, selten noch den. des wird in Anlehnung an die Bibelsprache auch noch in der klassischen Literatur gebraucht, gewöhnlich deß geschrieben, weil man es als Verkürzung von dessenauffaßte: deß, der Ehre vergeudet (Klopstock), deß, dem Balsam zu Gift ward (Goethe), deß (›dafür‹) hat er wirklich schlechten Lohn (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,5596); allgemein geblieben ist es in desgleichen, deshalb, deswegen, "indes", "unterdes" neben "indessen", "unterdessen". Seltener erscheint noch der: die Krone, der mein Fürst mich würdig achtete (Goethe). dessen kann in Abhängigkeit von einem Substantiv nur gebraucht werden, wenn es voransteht, oder, wenn ein darauf bezügliches Relativpronomen folgt; sonst steht desselben. Auch deren kann in Abhängigkeit von einem Substantiv nur voranstehen; derer steht nur für den Genitiv Plural und nur, wenn ein Relativpronomen folgt, sowie in Wendungen wie das Geschlecht derer von Logau; sonst steht derjenigen (das Buch desselben, die Bücher derjenigen jedoch inzwischen veraltet). Früher wurden dererund deren unterschiedslos gebraucht, deren bis zum 17. Jahrhundert auch für den Dativ Singular: o Fürstin, deren sich ein solcher Fürst verbunden (Weckherlin). Der Kanzleisprache angehörig ist die Form dero für der im Genitiv und Dativ.
1.2 Zunächst ist der demonstrativ, d. h. es weist entweder direkt auf einen Gegenstand hin unter Zuhilfenahme einer Gebärde; oder es weist auf etwas im Vorhergehenden oder Folgenden Genanntes; oder es entspricht einem folgenden oder vorhergehenden Relativum. Es kann zu einem anderen Pronomen in Gegensatz gestellt werden: der – jener, dieser – der, am häufigsten ist dies und das. Auch der– der kann gegensätzlich (adversativ) gebraucht werden: der kommt, der geht. Anders der und der für jmdn. , den man nicht näher bezeichnen will oder kann. Das Neutrum dasbezieht sich häufig auf einen Satz. Es kann auch einen Infinitiv oder ein Partizip vertreten, indem man auf die Frage wird er sterben? oder ist er gestorben? antworten kann das nicht; vgl. den entsprechenden Gebrauch von "es". Umgangssprachlich wird unbestimmteres dasangewendet, wo man bestimmter von einer oder mehreren Personen sprechen könnte, vgl. sind sonst wackre Brüder. Aber das denkt wie ein Seifensieder (Schiller). Es nähert sich dem Gebrauch von esin unpersönlichen Sätzen: das drängt und stößt, das rutscht und klappert (Goethe), das mußte immer die Staatsdame gemacht sein (Lenz). Eingeschränkt ist der Gebrauch von derdadurch, daß statt des Dativs oder Akkusativs mit einer Präposition da (dar) eingetreten ist (↑ "da" [1.4]): "daran" usw. Dem und das können neben den alten Präpositionen im allgemeinen nur gebraucht werden mit Bezug auf ein Substantiv oder Pronomen; auf einen Satz oder Gedanken nur in besonderen Fällen, vgl. es ist (nicht) an dem (verhält sich [nicht] so), bei alledem; Luther hat auch von dem an; vgl. ferner die als Zusammensetzungen geschriebenen "außerdem", "indem", "nachdem", ohnedem, überdem, vordem, zudem; demnach. Dazu kommen dann die Verbindungen mit den erst in jüngerer Zeit entstandenen Präpositionen, die nie mit da verbunden sind: ehedem, "trotzdem", währenddem; dementsprechend (1873; L060 2DWb), demgemäß, demnächst, demungeachtet, demzufolge. Auch sonst wird dem nur ausnahmsweise auf einen Gedanken bezogen: dem ist so, wie dem auch sein mag, dem muß ich widersprechen. Der Nominativ/ Akkusativ das ist zur Konjunktion geworden, ↑ "daß". Desgleichen "indessen", "indem", "nachdem", "trotzdem", siehe unter "daß"(13).
1.3 Aus dem demonstrativen Gebrauch ist der relative entstanden, in welchem mit der jetzt "wer" und welcher(↑ "welch") konkurrieren. Auch in diesem war die Verwendung der Kasus von der früher durch die von "daran", "dabei" usw. eingeschränkt, jetzt durch die an deren Stelle getretenen woran, wobei usw. (s. "da"[1.4]). Dieser Ersetzung entspricht es, wenn auf einen Satz bezogen "was" statt des älteren das eingetreten ist, desgleichen nach das, alles, etwas, vieles, manches, genug, das Gute, das Beste u.dgl. Im 18. Jahrhundert ist das noch üblich, vgl. ihm hatte man Hilarien bestimmt, das ihm sehr wohl bekannt war (Goethe), ihre Brüder, die noch einmal ihre Hand zu küssen begehrten, das denn der älteste mit aller Zärtlichkeit tat (Goethe), etwas, das bleibt, und etwas, das sich unaufhörlich verändert (Schiller). Nicht mehr üblich ist es, daß der das Demonstrativpronomen und Relativpronomen zugleich vertritt, vgl. blühen zu sehen, das von innen schon gut gestaltet(Goethe); hier müßten wir jetzt wieder was sagen und für das Mask. wer. Im Frühneuhochdeutschen erscheint wie im Mittelhochdeutschen derzuweilen, ohne daß im regierenden Satz ein Wort steht, auf das es sich bezieht, wo die Beziehung genauer durch wenn einer auszudrücken wäre, so noch vereinzelt bei Goethe der auf dem Lande im Winter krank würde ohne Wartung, wie elend wäre das. So kann jetzt wieder nur noch werverwendet werden. Im Mittelhochdeutschen steht ein Relativsatz häufig nach so, solch usw., wo man einen Satz mit daz (daß) erwarten sollte. Auch hierfür finden sich im Neuhochdeutschen noch Beispiele, vgl. wer ist so weise, der die Wolken erzählen könnte (Luther), machte er sich ein so hohes Ideal, das er nie zu erreichen im Stande zu sein glaubte (Moritz).
2 Als adjektivisches Attribut: Je nachdem, ob ein stärkerer oder geringerer Nachdruck darauf liegt, bezeichnet man es als Demonstrativpronomen oder als Artikel. Eine bestimmte Grenze ist aber nicht zu ziehen. Die Verwendung des Artikels hat sich allmählich immer mehr ausgedehnt. Zunächst wird er gebraucht, um einen Gattungsbegriff in Beziehung zu einem schon näher bestimmten Einzelwesen (bzw. im Plural auf mehrere) zu setzen. Dann tritt er auf als Begleitung einer näheren Bestimmung, vgl. der große Mann; der Mann im schwarzen Rock; der Mann, den wir gestern gesehen haben usw. In diesem Sinn steht der Artikel besonders im Süddeutschen ebenso vor Eigennamen und Verwandtschaftsbezeichnungen (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–76; speziell zum Genitiv hierbei siehe L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–77). Weiterhin aber wird er auch gesetzt, wo von einem Gattungsbegriff schlechthin etwas ausgesagt wird (der Walfisch bringt lebendige Junge zur Welt), und zwar notwendig, wenn der Gattungsbegriff eine Anzahl konkreter Einzelwesen in sich begreift. In Fällen, wo die Verwendung sonst nicht gerade nötig wäre, wird sie begünstigt durch die Rücksicht auf das deutlichere Hervortreten des Kasus. Schließlich dient der Artikel in vielen Fällen wesentlich nur als Ersatz der mangelhaften und undeutlichen Substantivdeklination. Die Regelung im einzelnen durch den Sprachgebrauch, die hier nicht genauer angegeben werden kann, ist vielfach inkonsequent, vgl. z. B. zu Wasser – zur See. Die erweiterten Formen derer und denen werden bis ins 18. Jahrhundert auch in attributiver Verwendung und selbst als Artikel gesetzt: Übersicht derer Gaben, welche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 29.7.00); dene (wie denen) herrscht jetzt in der südwestdeutschen Umgangssprache. Das geringe Tongewicht des Artikels hat Abschwächungen veranlaßt, die in der Umgangssprache fortdauern, während sie in der Schriftsprache größtenteils wieder durch die bei stärkerer Betonung erhaltenen volleren Formen ersetzt sind. der, dem, den (ursprünglich mit kurzem Vokal) sind zu der (gesprochen wie -er in Reiter), dem, den geworden, daszu des, die zu de (oberdt. d'); weiterhin sind der (als Genitiv, Dativ), dem, den, das, des bis zu 'r, 'm, 'n, 's reduziert. In Präpositionalverbindungen sind diese Reduzierungen auch schriftsprachlich geworden: am, im, vom, zum, beim, zur; mehr umgangssprachlich ans, aufs, durchs, fürs, ins, ums, übers, hinterm u. a. Diese müssen sogar zum Teil gesetzt werden und können nicht mit den volleren Formen wechseln in Fällen, wo die Bedeutung des Artikels besonders verblaßt ist, vgl. Wirtshaus zum Bären, zur See, im Feld (in dem Feld auf ein bestimmtes Feld bezogen), im allgemeinen, am Freitag usw. In poetischem Sprachgebrauch (früher) noch andere Verkürzungen aus der Umgangssprache. Vgl. auch Eigennamen wie Hauenschild, Hassenpflug. Vgl. noch derjenige (↑ "jener"), "derselbe", "desto". Aus dem Stamm von der abgeleitet sind "da", "dar", "dannen", "dann", "denn".
1.1 Hier unterscheidet es sich jetzt formell von adjektivisch gebrauchtem der im Genitiv Singular und Plural und Dativ Plural durch erweiterte Formen (allmählich seit dem 15. Jahrhundert): derer, denen, entstanden dadurch, daß die in der adjektivischen Deklination übliche Endung noch einmal an die fertigen Formen angetreten ist; dessen, deren, deren Ursprung noch nicht klar ist (vielleicht steckt die Negation mhd. en- darin, also z. B. dessen ist entsprechend des enist), mit angehängtem t in dessentwegen, dessenthalben, dessentwillen, deretwegen, derentwegen, derenthalben, derentwillen. Luther hat noch des und der (daneben dere), dagegen denen, selten noch den. des wird in Anlehnung an die Bibelsprache auch noch in der klassischen Literatur gebraucht, gewöhnlich deß geschrieben, weil man es als Verkürzung von dessenauffaßte: deß, der Ehre vergeudet (Klopstock), deß, dem Balsam zu Gift ward (Goethe), deß (›dafür‹) hat er wirklich schlechten Lohn (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,5596); allgemein geblieben ist es in desgleichen, deshalb, deswegen, "indes", "unterdes" neben "indessen", "unterdessen". Seltener erscheint noch der: die Krone, der mein Fürst mich würdig achtete (Goethe). dessen kann in Abhängigkeit von einem Substantiv nur gebraucht werden, wenn es voransteht, oder, wenn ein darauf bezügliches Relativpronomen folgt; sonst steht desselben. Auch deren kann in Abhängigkeit von einem Substantiv nur voranstehen; derer steht nur für den Genitiv Plural und nur, wenn ein Relativpronomen folgt, sowie in Wendungen wie das Geschlecht derer von Logau; sonst steht derjenigen (das Buch desselben, die Bücher derjenigen jedoch inzwischen veraltet). Früher wurden dererund deren unterschiedslos gebraucht, deren bis zum 17. Jahrhundert auch für den Dativ Singular: o Fürstin, deren sich ein solcher Fürst verbunden (Weckherlin). Der Kanzleisprache angehörig ist die Form dero für der im Genitiv und Dativ.
1.2 Zunächst ist der demonstrativ, d. h. es weist entweder direkt auf einen Gegenstand hin unter Zuhilfenahme einer Gebärde; oder es weist auf etwas im Vorhergehenden oder Folgenden Genanntes; oder es entspricht einem folgenden oder vorhergehenden Relativum. Es kann zu einem anderen Pronomen in Gegensatz gestellt werden: der – jener, dieser – der, am häufigsten ist dies und das. Auch der– der kann gegensätzlich (adversativ) gebraucht werden: der kommt, der geht. Anders der und der für jmdn. , den man nicht näher bezeichnen will oder kann. Das Neutrum dasbezieht sich häufig auf einen Satz. Es kann auch einen Infinitiv oder ein Partizip vertreten, indem man auf die Frage wird er sterben? oder ist er gestorben? antworten kann das nicht; vgl. den entsprechenden Gebrauch von "es". Umgangssprachlich wird unbestimmteres dasangewendet, wo man bestimmter von einer oder mehreren Personen sprechen könnte, vgl. sind sonst wackre Brüder. Aber das denkt wie ein Seifensieder (Schiller). Es nähert sich dem Gebrauch von esin unpersönlichen Sätzen: das drängt und stößt, das rutscht und klappert (Goethe), das mußte immer die Staatsdame gemacht sein (Lenz). Eingeschränkt ist der Gebrauch von derdadurch, daß statt des Dativs oder Akkusativs mit einer Präposition da (dar) eingetreten ist (↑ "da" [1.4]): "daran" usw. Dem und das können neben den alten Präpositionen im allgemeinen nur gebraucht werden mit Bezug auf ein Substantiv oder Pronomen; auf einen Satz oder Gedanken nur in besonderen Fällen, vgl. es ist (nicht) an dem (verhält sich [nicht] so), bei alledem; Luther hat auch von dem an; vgl. ferner die als Zusammensetzungen geschriebenen "außerdem", "indem", "nachdem", ohnedem, überdem, vordem, zudem; demnach. Dazu kommen dann die Verbindungen mit den erst in jüngerer Zeit entstandenen Präpositionen, die nie mit da verbunden sind: ehedem, "trotzdem", währenddem; dementsprechend (1873; L060 2DWb), demgemäß, demnächst, demungeachtet, demzufolge. Auch sonst wird dem nur ausnahmsweise auf einen Gedanken bezogen: dem ist so, wie dem auch sein mag, dem muß ich widersprechen. Der Nominativ/ Akkusativ das ist zur Konjunktion geworden, ↑ "daß". Desgleichen "indessen", "indem", "nachdem", "trotzdem", siehe unter "daß"(13).
1.3 Aus dem demonstrativen Gebrauch ist der relative entstanden, in welchem mit der jetzt "wer" und welcher(↑ "welch") konkurrieren. Auch in diesem war die Verwendung der Kasus von der früher durch die von "daran", "dabei" usw. eingeschränkt, jetzt durch die an deren Stelle getretenen woran, wobei usw. (s. "da"[1.4]). Dieser Ersetzung entspricht es, wenn auf einen Satz bezogen "was" statt des älteren das eingetreten ist, desgleichen nach das, alles, etwas, vieles, manches, genug, das Gute, das Beste u.dgl. Im 18. Jahrhundert ist das noch üblich, vgl. ihm hatte man Hilarien bestimmt, das ihm sehr wohl bekannt war (Goethe), ihre Brüder, die noch einmal ihre Hand zu küssen begehrten, das denn der älteste mit aller Zärtlichkeit tat (Goethe), etwas, das bleibt, und etwas, das sich unaufhörlich verändert (Schiller). Nicht mehr üblich ist es, daß der das Demonstrativpronomen und Relativpronomen zugleich vertritt, vgl. blühen zu sehen, das von innen schon gut gestaltet(Goethe); hier müßten wir jetzt wieder was sagen und für das Mask. wer. Im Frühneuhochdeutschen erscheint wie im Mittelhochdeutschen derzuweilen, ohne daß im regierenden Satz ein Wort steht, auf das es sich bezieht, wo die Beziehung genauer durch wenn einer auszudrücken wäre, so noch vereinzelt bei Goethe der auf dem Lande im Winter krank würde ohne Wartung, wie elend wäre das. So kann jetzt wieder nur noch werverwendet werden. Im Mittelhochdeutschen steht ein Relativsatz häufig nach so, solch usw., wo man einen Satz mit daz (daß) erwarten sollte. Auch hierfür finden sich im Neuhochdeutschen noch Beispiele, vgl. wer ist so weise, der die Wolken erzählen könnte (Luther), machte er sich ein so hohes Ideal, das er nie zu erreichen im Stande zu sein glaubte (Moritz).
2 Als adjektivisches Attribut: Je nachdem, ob ein stärkerer oder geringerer Nachdruck darauf liegt, bezeichnet man es als Demonstrativpronomen oder als Artikel. Eine bestimmte Grenze ist aber nicht zu ziehen. Die Verwendung des Artikels hat sich allmählich immer mehr ausgedehnt. Zunächst wird er gebraucht, um einen Gattungsbegriff in Beziehung zu einem schon näher bestimmten Einzelwesen (bzw. im Plural auf mehrere) zu setzen. Dann tritt er auf als Begleitung einer näheren Bestimmung, vgl. der große Mann; der Mann im schwarzen Rock; der Mann, den wir gestern gesehen haben usw. In diesem Sinn steht der Artikel besonders im Süddeutschen ebenso vor Eigennamen und Verwandtschaftsbezeichnungen (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–76; speziell zum Genitiv hierbei siehe L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–77). Weiterhin aber wird er auch gesetzt, wo von einem Gattungsbegriff schlechthin etwas ausgesagt wird (der Walfisch bringt lebendige Junge zur Welt), und zwar notwendig, wenn der Gattungsbegriff eine Anzahl konkreter Einzelwesen in sich begreift. In Fällen, wo die Verwendung sonst nicht gerade nötig wäre, wird sie begünstigt durch die Rücksicht auf das deutlichere Hervortreten des Kasus. Schließlich dient der Artikel in vielen Fällen wesentlich nur als Ersatz der mangelhaften und undeutlichen Substantivdeklination. Die Regelung im einzelnen durch den Sprachgebrauch, die hier nicht genauer angegeben werden kann, ist vielfach inkonsequent, vgl. z. B. zu Wasser – zur See. Die erweiterten Formen derer und denen werden bis ins 18. Jahrhundert auch in attributiver Verwendung und selbst als Artikel gesetzt: Übersicht derer Gaben, welche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 29.7.00); dene (wie denen) herrscht jetzt in der südwestdeutschen Umgangssprache. Das geringe Tongewicht des Artikels hat Abschwächungen veranlaßt, die in der Umgangssprache fortdauern, während sie in der Schriftsprache größtenteils wieder durch die bei stärkerer Betonung erhaltenen volleren Formen ersetzt sind. der, dem, den (ursprünglich mit kurzem Vokal) sind zu der (gesprochen wie -er in Reiter), dem, den geworden, daszu des, die zu de (oberdt. d'); weiterhin sind der (als Genitiv, Dativ), dem, den, das, des bis zu 'r, 'm, 'n, 's reduziert. In Präpositionalverbindungen sind diese Reduzierungen auch schriftsprachlich geworden: am, im, vom, zum, beim, zur; mehr umgangssprachlich ans, aufs, durchs, fürs, ins, ums, übers, hinterm u. a. Diese müssen sogar zum Teil gesetzt werden und können nicht mit den volleren Formen wechseln in Fällen, wo die Bedeutung des Artikels besonders verblaßt ist, vgl. Wirtshaus zum Bären, zur See, im Feld (in dem Feld auf ein bestimmtes Feld bezogen), im allgemeinen, am Freitag usw. In poetischem Sprachgebrauch (früher) noch andere Verkürzungen aus der Umgangssprache. Vgl. auch Eigennamen wie Hauenschild, Hassenpflug. Vgl. noch derjenige (↑ "jener"), "derselbe", "desto". Aus dem Stamm von der abgeleitet sind "da", "dar", "dannen", "dann", "denn".