Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
dahin
ursprünglich ›nach da von hier weg‹ (vgl. "hin").1 Die Bedeutung des ersten Bestandteils tritt in den Vordergrund, es bezeichnet die Richtung nach einem bestimmten Punkt, wofür früher "dar" gebraucht wurde; der Ton kann dann auf dafallen (vgl. "da"[1.4]), auch kann Trennung eintreten: da gehe ich nicht hin. Der Bezug auf einen bestimmten Ort ist geschwunden in den übertragenen Wendungen es steht noch dahines ist ungewiß‹ und etwas dahingestellt sein lassenes an dem Ort lassen, wo es steht‹, daher ›etwas unentschieden lassen‹ (1651; L060 2DWb). Auf die Zeit übertragen in der Regel nur in Verbindung mit "bis"; ungewöhnlich dahin gedulde dich (Goethe). Häufig auf Zweck, Absicht deutend, z. B. dahin wirken, arbeiten, jmdn. (es) dahin bringen, es kommt dahin; für jetziges "dazu" oder "darauf": den Sohn dahin bereden (Luther), dahin bedacht zu sein (I.Kant), man muß dahin sehen(Schiller). Es wurde natürlich früher auch relativ gebraucht: einen Ort, dahin er fliehen soll (Luther), ihr Quellen alles Lebens,… dahin die welke Brust sich drängt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,458).
2 Die Bedeutung des zweiten, dann stets betonten Bestandteils tritt in den Vordergrund, so daß meistens auch einfaches hin gebraucht werden könnte: dahinfahren, dahinscheidenvergehen‹ (darhina faren spätahd.; L060 2DWb), ›sterben‹ (frühnhd.; L060 2DWb), dahingehen, dahinsinken, dahinsterben u.dgl.; da sie nun bei Jebus kamen, fiel der Tag fast dahin (›neigte sich zum Ende‹) (Luther). Es verbindet sich damit der Begriff der Nachlässigkeit: er lebt so dahin (dahinleben), dahinbrüten, dahinträumen; des Untergehens, Sterbens: dahinschwinden, dahinwelken, dahinsein, dahinmüssen, dahingeben, ↑ "sterben".
3 Mitunter wird weder an einen bestimmten Ausgangspunkt noch an einen Zielpunkt mehr gedacht, und dahinberührt sich mit "daher"(3): dahinbrausen, dahinrauschen, dahinschweben u.dgl. Vgl. "hin"(6).
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Ansicht: dahin