Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Computer
"S009" < amerik. -engl. computer (zu lat. computare ›berechnen‹), in deutschen Presseorganen ⇓ "S149" seit 1962 (L035 Broder Carstensen 1965,114), gebucht L331 Gerhard Wahrig 1966. ⇓ "S043" Von den anfänglichen Verdeutschungen (Dater, Horter, elektronische "Rechenmaschine", Elektronenrechner usw.; vgl. auch die Höchstgeschwindigkeitsrechenmaschine, auch Elektronen-Hirn genannt (1957 M.A064 Max Frisch, Homo 75); "Elektronengehirn" (Der Spiegel 13.7.1950, 37) nach electronic brain) ist "Rechner", v. a. in den Zusammensetzungen Großrechner (der Großrechenanlage), Taschenrechner üblich geblieben (vgl. Weisgerber, L217 MuSpra 1969,67ff.). Im Grunde ist die Idee des Computers eine der Lagerung, des Horts und der Zusammenfassung (B.A254 Botho Strauß, Paare 192); was ich kürzlich im Fernsehen sah: einen Computer, speziell für Operationen am menschlichen Gehirn entwickelt, auf eine Genauigkeit von hundertstel Millimeterschnitten programmiert(Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 16); Computer auch in der Abkürzung PC, engl. Personal Computer (Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 34), dafür auch Heimcomputer (L322 UWb 1983) bzw. in englischer Form Home-Computer (Schlüssel zur Computer-Praxis, hg. M.F.Wolters, 1981,118; ebenda auch Personal-Computer, Kleincomputer, Schachcomputer). Der Computer (Kosebezeichnungen auch Compi, Büchse, Kiste usw.; O.L260 Oliver Rosenbaum 1996) wird in Fachjargon und Umgangssprache sehr vermenschlicht: er wird gefüttert, spuckt etwas aus, spielt verrückt, hat Macken, streikt, stürzt ab, leidet unter Viren usw.; der Prozessor ist sein Herz; künstliche Intelligenz nach artificial intelligence (für Elektronengehirn s. oben); umgekehrt wird der Computerjargon auf den Menschen angewendet: dein Computer (›du‹) spinnt wohl; falsch programmiert sein; etwas (nicht) auf den (Bild-)Schirm kriegen usw. Inzwischen zahlreiche Zusammensetzungen, wie z. B. Computerdiagnostik, Computerfahndung, Computerkriminalität (↑ "Hacker"), Computerkunst, Computerlinguistik; Ableitungen computerisieren(Daten) einem Computer zugänglich machen‹ (1969; L010 AWb). S.Wichter, Zur Computerwortschatz-Ausbreitung in die Gemeinsprache, 1991; R.Weingarten (Hg.), Sprachwandel durch Computer, 1997.Computersprache (1966; L010 AWb) für die technische Fachsprache und den fachlichen Jargon im Zusammenhang mit Computer, EDV u.dgl., auch für die künstlichen Programmiersprachen u.ä., vgl. Natürliche Sprache und Computersprache (Sektion auf dem Deutschen Germanistentag, Berlin 1987; Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbands 1987/ 2,47).
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