Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Chauvinismus
"S175"1 (L211 Meyer, Konv.Lex. 1863; L153 Ludwig Kiesewetter 1863) ›übertriebener Nationalismus‹ < franz. chauvinisme (1843; W.L244 Wolfgang Pfeifer), bei Marx 1866 noch ausschließlich auf französische Verhältnisse bezogen. In Frankreich um 1860 in heutiger Bedeutung ⇓ "S192" schlagwortartig verbreitet. ⇓ "S055" Chauvin zunächst Spitzname für einen Soldatentyp des französischen Heeres; in dem 1831 uraufgeführten Stück ›La cocarde tricolore‹ der Brüder Cogniard tritt ein patriotischer junger Soldat dieses Namens auf.
2Ablehnung der Frauenemanzipation‹, ›typisch männliches Rollenverhalten‹, seit ca. 1970 verkürzt < männlicher Chauvinismus (L097 GWb1974), Lehnübersetzung von engl.-amerik. male-chauvinism: eine ganz freche Frauensperson hat mir sogar das Wort »Male-Chauvinism« ins Gesicht geschleudert (A120 Eckhard Henscheid, Vollidioten 45).
Chauvinist (L111 Johann Christian August Heyse 1873)
1 zunächst Chauvinismus(1) entsprechend: Ich bin kein Chauvinist. Jeder Mensch gehört einer Volksgemeinschaft an, ob er will oder nicht (A278 Franz Werfel, Musa Dagh 55),
2 seit Anfang des 70er Jahre auch ›Gegner der Frauenemanzipation‹, dazu umgangssprachlich synonym
Chauvi (L097 GWb 1974), auch Chauvie: Auf! Chauvies und Emanzen / Kommt mit uns paar Bäume pflanzen! (1978 A014 Wolf Biermann, Gorleben-Lied). W.Seibicke, L299 Sprachdienst 23,65ff.
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