Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Chaos
(kaosLucidarius, um 1200; L320 Trübner) < ⇓ "S082" griech.-lat. chaos (↑ "Gas"), 1523 J.Eberlin nach der Vulgata Lukas 16,26 im griechischen Sinne ›Kluft‹ (L081 FWb).1.1wirre Urmasse‹ entsprechend Platon und Ovid: ein wild chaos, darauß alle Ding kämen(1534 S.Franck; L320 Trübner);
1.2 verallgemeinert ›Wirrwarr, Durcheinanderein Chaos von allerley zusammengestoppelten Blümchen (A080 Johann Christoph Gottsched, Critische Dichtkunst 41751, 250); seit der Frühromantik (F.Schlegel, Novalis) in der Kunsttheorie auch positiv bewerteter Begriff (L009 Ästhetische Grundbegriffe 1,751ff.), jetzt häufig Verkehrschaos (L322 UWb), z. B. nach Unfällen. L001 ABG 35,274ff.
chaotisch (1702 Leibniz; L081 FWb) wohl < franz. chaotique: Italien das chaotischste Land Europas(Th.A011 Thomas Bernhard, Auslöschung 393). Seit den 1930er Jahren werden Chaos, chaotisch als politische ⇓ "S192" Schlagworte gegen Linke verwendet (L320 Trübner); hierzu
Chaot ›(bei Demonstrationen) zu Gewalttaten neigender Radikaler‹ (1974; L097 GWb), ⇓ "S105" jugendsprachlich auch ›irrer TypIch Chaot hatte keine Matte [›Geld‹] mit (1979 FAZ 4.1.).
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