Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Chaise
< franz. chaise(1689; L081 FWb), Nun aber ein Wagen eine Chaise, eine Hure eine Dame… heisset (1719; ebenda). Die ursprüngliche Bedeutung im Französischen (›Stuhl‹) verweist darauf, daß Chaiseeine Halbkutsche (L081 FWb) (die ganzen Chaisen sind »aus der Mode gekommen«, L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1781) ist: »nur hinten bedeckt und vorn ganz offen« (L033 Joachim Heinrich Campe), »mit zwey Rädern« (L133 Johann Hübner, 1776), »ohne Thüren und Vorderwände« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1781), ›für ein oder zwei Personen, wobei das Verdeck zurückgeschlagen werden kann‹. Dazu die verdeutlichende Zusammensetzung Halbchaise (»obgleich Chaise wohl nicht leicht von einem ganz zugemachten Wagen üblich seyn wird«; L004 Johann Christoph Adelung), kammermädchen und kammerdiener folgten in halbchaisen (Goethe; L059 DWb); Reisechaise: eine zweisitzige… neueste reisechaise(Goethe; L059 DWb). Die Postchaise (1791; L081 FWb) war den ganzen Chaisen (s. oben) zuzurechnen, wie überhaupt Chaisestatt "Kutsche" regional (eher oberdeutsch) üblich war (L171 Paul Kretschmer); darüber hinaus ist der »defizitäre« Status der Chaise zur abwertenden Übertragung für ›Fahrzeug, insbesondere Motorfahrzeug‹ tauglich (Ende 19. Jahrhundert; L177 Heinz Küpper 1963–70); dazuschesen landschaftlich ›rennen, hurtig laufen‹ (Ende 19. Jahrhundert; L177 Heinz Küpper 1963–70), häufig in der Wendung angeschest kommen (wohl auch mit Gefährt), vgl. angeschissen kommen (↑ "anscheißen"). Vgl. Wortfeld ↑ "Kutsche".
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