Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bursche
früher auch Pursch(e),1 als Fem. seit dem 15. Jahrhundert (L059 DWb) bis ins 17. Jahrhundert ›eine Gesellschaft von Studenten, Handwerksgesellen, Soldaten‹ (wohl wegen der gemeinsamen Kasse, ↑ 1"Börse"): giengen wir zu unserer Bursch / weil wir im Dorff nichts mehr zu verrichten hatten (A091 Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, Simplizissimus 194,26). Indem zu die Bursch(e) wie zu anderen Kollektiva das Prädikat häufig in den Plural gesetzt wurde, faßte man das Wort selbst als Plural auf. Daher seit dem 17. Jahrhundert der Singular
2 Bursch(e) Mask. ›einzelnes Mitglied einer solchen Gesellschaft‹, ⇓ "S211" vor allem ›Student‹, früher gewöhnlich mit starkem Plural: Aber wie gehet es sonsten auff der Universität? Seind auch viel Bursche daselbst?(1658 J.G.Schoch, Comoedia vom Studentenleben, hg. W.Fabricius, 1892, 36), auch als Stufe in der Hierarchie oberhalb ↑ "Fuchs", um 1800 differenziert in Jungbursche, Altbursche, so bis ins 20. Jahrhundert, heute nur noch für Angehörige einer Verbindung.
3 ⇓ "S025" Allgemein ›(junger) lediger Mann‹ (L308 Kaspar Stieler 1691), auch ›Liebhaber‹, ›Knabe‹, umgangssprachlich »ganz wie buboder kerl« (L059 DWb1860): Ich habe Marx und solche Burschen nie gelesen (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 222).
4 ›Diener‹ (L308 Kaspar Stieler), militärisch: Benn ist Offizier und hat einen ›Burschen‹, der ihm dienstlich zur Verfügung steht (A259 Klaus Theweleit, Könige I,31), auch ›Lehrling‹, kurz für Handwerkerbursch, Kaufmannsbursch, Schneiderbursch (L308 Kaspar Stieler) usw., heute veraltend: zwei Stallburschen, solche haben wir noch in Wolfsegg! (Th.A011 Thomas Bernhard, Auslöschung 624).
Burschensprache (1757; L163 Friedrich Kluge, Studentensprache 4) ⇓ "S208" im Titel eines Wörterbuchs: 1795 Augustin, Idiotikon der Burschensprache, ›Gruppensprache der Studenten‹ Der Weg von der Burschensprache – so hieß die Studentensprache durch das 18. Jahrhundert bis um 1850 – in die Gemeinsprache ist leicht erkennbar (L163 Friedrich Kluge, Studentensprache 2). ↑ "Studentensprache".
Burschenschaft ⇓ "S155"
1 ›Gesamtheit der Studenten (an einer Hochschule)‹ (1792 A172 Friedrich Laukhard, Leben 1,131);
2 als die Studentenverbindung neuer Art (gegenüber "Landsmannschaft", "Korps") seit 1814: Daß die deutschen Studenten eine einzige Burschensprache errichten, ist der Zeit ganz gemäß… Recht wunderbar! Daß in dem Momente wo man die Innungen aufhebt, neue Innungen sich bilden (1817 A075 Johann Wolfgang von Goethe, Briefe 28,120,3), dazu um 1820 Burschenschafter, später auch Burschenschaftler.
burschikos ⇓ "S088" akademische Scherzbildung mit griechischer Adverbendung (in griechischer Schreibung 1713 Celander; L164 Friedrich Kluge), nach älterem studentikos, früh auch als Adjektiv gebraucht,
1 ›nach Art von Studenten‹ zu Altdorf, im Studentenkragen, / Trieb ers… / Ein wenig locker und purschikos (A222 Friedrich Schiller Wallensteins Lager 7), dann allgemein
2 ›munter, zwanglos‹ (L218 Muret/ Sanders 1910). Stammler in L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 6,377ff.
2 Bursch(e) Mask. ›einzelnes Mitglied einer solchen Gesellschaft‹, ⇓ "S211" vor allem ›Student‹, früher gewöhnlich mit starkem Plural: Aber wie gehet es sonsten auff der Universität? Seind auch viel Bursche daselbst?(1658 J.G.Schoch, Comoedia vom Studentenleben, hg. W.Fabricius, 1892, 36), auch als Stufe in der Hierarchie oberhalb ↑ "Fuchs", um 1800 differenziert in Jungbursche, Altbursche, so bis ins 20. Jahrhundert, heute nur noch für Angehörige einer Verbindung.
3 ⇓ "S025" Allgemein ›(junger) lediger Mann‹ (L308 Kaspar Stieler 1691), auch ›Liebhaber‹, ›Knabe‹, umgangssprachlich »ganz wie buboder kerl« (L059 DWb1860): Ich habe Marx und solche Burschen nie gelesen (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 222).
4 ›Diener‹ (L308 Kaspar Stieler), militärisch: Benn ist Offizier und hat einen ›Burschen‹, der ihm dienstlich zur Verfügung steht (A259 Klaus Theweleit, Könige I,31), auch ›Lehrling‹, kurz für Handwerkerbursch, Kaufmannsbursch, Schneiderbursch (L308 Kaspar Stieler) usw., heute veraltend: zwei Stallburschen, solche haben wir noch in Wolfsegg! (Th.A011 Thomas Bernhard, Auslöschung 624).
Burschensprache (1757; L163 Friedrich Kluge, Studentensprache 4) ⇓ "S208" im Titel eines Wörterbuchs: 1795 Augustin, Idiotikon der Burschensprache, ›Gruppensprache der Studenten‹ Der Weg von der Burschensprache – so hieß die Studentensprache durch das 18. Jahrhundert bis um 1850 – in die Gemeinsprache ist leicht erkennbar (L163 Friedrich Kluge, Studentensprache 2). ↑ "Studentensprache".
Burschenschaft ⇓ "S155"
1 ›Gesamtheit der Studenten (an einer Hochschule)‹ (1792 A172 Friedrich Laukhard, Leben 1,131);
2 als die Studentenverbindung neuer Art (gegenüber "Landsmannschaft", "Korps") seit 1814: Daß die deutschen Studenten eine einzige Burschensprache errichten, ist der Zeit ganz gemäß… Recht wunderbar! Daß in dem Momente wo man die Innungen aufhebt, neue Innungen sich bilden (1817 A075 Johann Wolfgang von Goethe, Briefe 28,120,3), dazu um 1820 Burschenschafter, später auch Burschenschaftler.
burschikos ⇓ "S088" akademische Scherzbildung mit griechischer Adverbendung (in griechischer Schreibung 1713 Celander; L164 Friedrich Kluge), nach älterem studentikos, früh auch als Adjektiv gebraucht,
1 ›nach Art von Studenten‹ zu Altdorf, im Studentenkragen, / Trieb ers… / Ein wenig locker und purschikos (A222 Friedrich Schiller Wallensteins Lager 7), dann allgemein
2 ›munter, zwanglos‹ (L218 Muret/ Sanders 1910). Stammler in L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 6,377ff.