Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bund
mhd. buntMask. ; ⇓ "S023" Bedeutungsdifferenzierung durch Genusdifferenzierung seit dem 18. Jahrhundert:1 Neutr. ›das Gebundene, BündelEin Bund… Binsen (L308 Kaspar Stieler);
2 Mask. ›das Bindende, Band‹ »bey den Näherinnen… Streif, womit ein Stück Wäsche… eingefasset wird«, »wenn es schmal ist ein Bündchen« (L003 Johann Christoph Adelung 1774), ›Hosenbund‹ (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Briefe 45,207,15); Türkischer Bund eine Lilienart nach veraltet ›Kopfbinde, Turban‹ (vgl. L308 Kaspar Stieler); westmitteldeutsch ›Napfkuchen‹ (L171 Paul Kretschmer 354, L066 Jürgen Eichhoff, Karte 60); fachsprachlich bei den Buchbindern Bund eines Buches (L308 Kaspar Stieler) »[Schnur] worauf ein Buch geheftet wird« (L003 Johann Christoph Adelung 1774).
3 Zumeist übertragen auf eine Vereinigung von Menschen An dem tage machte der Herr einen Bund mit Abram (A180 Martin Luther, 1. Mose 15,18), speziell »Gesetz in der Bibel« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), daher Lade des Bundes (ebenda, s. v. Lade), Alter/ Neuer BundAltes/ Neues Testament‹; besonders durch den Freundschaftskult des 18. Jahrhunderts belebt: von keinen kleinigkeiten wird unser bund gestört (Goethe; L059 DWb), der Liebe großen Bund zu stiften (A131 Friedrich Hölderlin, Hymne an die Göttin der Harmonie); auch im Sinne von ›Verschwörung‹: Also macht Jehu… einen Bund wider Joram (A180 Martin Luther, 2.Könige 9,14);
⊚⊚ einen Bund fürs Leben schließenheiraten‹; mit dem Teufel im Bunde stehen (L264 Daniel Sanders) von besonderer Niedertracht. Zumeist in politischem Sinn: Laßt uns den Eid des neuen Bundes schwören (A222 Friedrich Schiller, Tell 2,2), »besonders [wenn sich] ganze Staaten zu gewissen Pflichten vereiniget haben« (L003 Johann Christoph Adelung 1774), der deutsche Bund (L264 Daniel Sanders), als Kollektivsingular der bund vertagt sich (L059 DWb); ⇓ "S144" Kurzform für Bundesrepublik Deutschland, daher z. B. Bund und Länder (L337 WdG) zur Bezeichnung des föderativen Systems, umgangssprachlich kurz für Bundeswehr: Ich war nie beim Bund; entsprechend ⇓ "S144" seit 1949 Bestimmungswort (statt zuvor Reichs-) in Bundesbürger, Bundeskanzler, Bundesland (Wort des Jahres 1990: die neuen Bundesländer, demgegenüber zur Unterscheidung seither die alten Bundesländer), Bundesregierung, Bundeswehr, bundesdeutsch, bundeseigen usw. (L086 GG1,583ff.) ⇑ "Ausbund", "verbünden".
Bündel (mhd. ) gewöhnlich Neutr. , zuweilen Mask. ; ⇓ "S050" Diminutiv von Bund (1): ein bündel holz (Wieland; L059 DWb); »das Reisegeräthe armer Leute, die zu Fuße reisen« (L003 Johann Christoph Adelung 1774), Handwerksbündel (L308 Kaspar Stieler), daher
sein Bündel schnüren (L059 DWb) ›sich reisefertig machen‹; in der ⇓ "S130" Mathematik »Gesamtheit der Geraden oder Ebenen, die sich in einem Punkte schneiden« (L298 Sprach-Brockhaus 1935), daher in der Physik Lichtbündel.
bündig mhd. bündec, ursprünglich wohl ›so, daß man dabei gebunden ist‹, zunächst in Verbindungen wie bündiges Gelöbnis, bündiger Schluß, dann ›sicher‹, ›bestimmtbündig beweisen, bündige Kürze(L003 Johann Christoph Adelung 1774), in
kurz und bündig (L059 DWb); fachsprachlich »von genau gefügten und verbundnen zimmerbalken« (L059 DWb), bündig liegen (L337 WdG), abschließen;
bündisch frühneuhochdeutsch ›verbündet‹, vereinzelt bis ins 19. Jahrhundert, nach dem 1.Weltkrieg von der Jugendbewegung aufgenommen: Leitgedanke… die Bekräftigung der inneren Einheitsfront der deutschen ›bündischen‹ Jugend (1923; A157 Werner Kindt 119);
Bündnis mhd. büntnisse; ursprünglich und heute gehoben im Sinne von Bund (1): luft und see mit euch ein bündnis troffen (Fleming; L059 DWb), ⇓ "S029" seit dem 18. Jahrhundert zunehmend auf politische Vereinigungen eingeschränkt (vgl. L003 Johann Christoph Adelung 1774), bereits im 17. Jahrhundert Trutz- und Schutzbündnis »Offensiv- und Defensivallianz« (L308 Kaspar Stieler).
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