Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Brot
ahd. brot(etymologisch unklar, siehe L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold); ältere Grammatiker haben Brodmit niederdeutscher Lautform, die Schreibung Brot ist seit 1900 amtlich festgesetzt. Das Wort findet sich in allen germanischen Sprachen (engl. bread) außer im Gotischen, ist aber erst an die Stelle eines älteren Wortes getreten (got. hlaifs Mask. ), das in ↑ "Laib" erhalten ist.1 Allgemein als Stoffbezeichnung, auch das einzelne Brot (besonders süddeutsch dafür auch "Laib", bairisch "Wecken", L066 Jürgen Eichhoff, Karte 55) oder das zu essende Stück: zu Mittag esse ich ein Brot, ein doppelt belegtes Brot, und am Abend auch (A004 Ingeborg Bachmann, Geschäft 188).
2 Verallgemeinert »ein jede speiß, nahrung« (L105 Georg Henisch), ›Lebensunterhalt‹, vgl. Vnser teglich Brot gib vns heute. Vnd vergib vns vnsere Schulde (A180 Martin Luther, Matthäus 6,11); Jm schweis deines Angesichts soltu dein Brot essen (A180 Martin Luther, 1.Mose 3,19); Jhesus aber sprach zu jnen / Jch bin das Brot des Lebens / Wer zu mir kompt / Den wird nicht hungern (A180 Martin Luther, Johannes 6,35); daher feste Verbindungen wie jmdm. Lohn und Brot geben »ihn in seinem Dienste haben« (L004 Johann Christoph Adelung) und Sprichwörter wie wes Brot ich eß, des Lied ich sing (vgl. L105 Georg Henisch). ⇓ "S159" Norddeutsch ist die Verwendung von Mittagbrot, "Abendbrot" für Mittagessen, "Abendessen". (L171 Paul Kretschmer 150ff.). Zum Brot im ⇓ "S001" Aberglauben vgl. L140 HWDA.
Brotkorb (Luther; L059 DWb), besonders in
den Brotkorb höher hängendie Arbeit schwerer machen‹ (Schiller).
Brotneid (1769; L164 Friedrich Kluge) ›Neid auf das Einkommen des andern‹, besonders in Handwerk und Kleinhandel, jetzt häufiger (süddt.) Futterneid, neues Reizwort Sozialneid (auf die Reichen).
Brotstudium (1769; L164 Friedrich Kluge) ›Zweckstudium zum Gelderwerb‹, als Begriff wesentlich beeinflußt von A222 Friedrich Schiller, Antrittsvorlesung (1789): Anders ist der Studierplan, den sich der Brotgelehrte, anders derjenige, den der philosophische Kopf sich vorzeichnet.
Brotzeit bayrisch ›Frühstück (am Arbeitsplatz)‹, auch allgemein ›Zwischenmahlzeit‹. (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 35ff.)
brotlos in der Verbindung brotlose Kunst »die nichts in die kuche tregt« (L105 Georg Henisch).
Brötchen (18. Jahrhundert) ⇓ "S050" Diminutiv, landschaftlich, besonders norddeutsch, in Schleswig-Holstein und Hamburg dafür auch ↑ "Rundstück", ostmitteldt./ bayr. ↑ "Semmel", berlin. ↑ "Schrippe", süddt. ↑ "Wecken" ⇓ "S217" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 59); pluralisch
sich seine Brötchen verdienen (›Lebensunterhalt‹).
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