Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
brechen
ahd. brehhan, mhd. brechen, altgermanisches starkes Verb (engl. break), verwandt mit lat. frangere.1 Ursprünglich transitiv ›in Stücke teilenVnd nam die fünff Brot / … / vnd dancket / vnd brachs (A180 Martin Luther Matthäus 14,19); übertragen vielfach redensartlich im Sinne von ›unwirksam machen‹, z. B. auff das nicht das gesetze Mose gebrochen werde (A180 Martin Luther, Johannes 7,23); Wer sich von seinem Weibe scheidet / (Es sey denn vmb ehebruch) der macht / das sie die Ehe bricht (A180 Martin Luther, Matthäus 5,32).
⊚⊚ den Stab über jmdn. brechen ursprünglich »über einen Verbrecher zum Zeichen des gesprochenen Todesurtheiles« (L004 Johann Christoph Adelung); etwas vom Zaun brechen »einen nichtigen Vorwand zu etwas nehmen« (L004 Johann Christoph Adelung); den Willen brechen (›beugen‹), das Gesetz, den Frieden brechen (L308 Kaspar Stieler); jmdm. das Herz brechen (ebenda) ›unglücklich machen‹; das wird ihm den Hals brechen »ihn verderben« (L059 DWb).
2 Intransitiv mit präpositionalem Gefüge:
2.1eine schnelle Bewegung machen‹: der bär nicht faul, bricht brummend durch die hecken (Lessing; L059 DWb); der kirchenräuberische mord / ist in des tempels heiligthum gebrochen (Schiller; L059 DWb); die Sonne bricht durch die Wolken (L004 Johann Christoph Adelung);
2.2trennen, spalten‹: Das Eis bricht (L004 Johann Christoph Adelung); Heinrich, der Wagen bricht! Nein Herr… Es ist ein Band von meinem Herzen (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Froschkönig); es brach ihr das einsame herz(Jean Paul; L059 DWb), euphemistisch ›sterbendie Augen brechen ihm (L004 Johann Christoph Adelung); umgangssprachlich brechensich erbrechen‹ (1482; L059 DWb); nur im Partizip Prät. auf Sprachvermögen bezogen gebrochenes Deutsch »unvernehmliches, unverständliches Deutsch« (L004 Johann Christoph Adelung), redensartlich das haus ist… zum brechen voll (L059 DWb) ›überfüllt‹; bemerkenswert er bricht einen Arm, den Halsusw., wobei keine wirkliche Aktivität des Subjekts vorhanden ist, also ›ihm bricht (intransitiv ) ein Arm‹.
3 Reflexiv zum Ausdruck einer Richtungsveränderung es bricht sich die welle mit macht, mit macht (Schiller; L059 DWb); die sonnenstrahlen brechen sich im wasser (L059 DWb). ⇑ "abbrechen", "anbrechen", "aufbrechen", "ausbrechen", "durchbrechen", "einbrechen", "gebrechen", "umbrechen", "unterbrechen", "verbrechen".
Brecher nach engl. breakerSturzsee, hohe Welle‹ (Ende des 19. Jahrhunderts), zuvor Brechsee.
Breche Fem. in Flachsbreche, HanfbrecheInstrument zum Brechen‹. ⇑ 1"Bruch", "Brocken", "Brache".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: brechen