Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bourgeoisie
< franz. bourgeoisie; ⇓ "S175" zunächst als Standesbegriff »Bürgerstand, Bourgeoisie, eine zahlreiche Klasse, welche alle Freie unter sich begreift, die weder zu dem Adel noch zu dem Bauernstande gerechnet werden können« (L025 Brockhaus 71827), literarisch zunächst auf französische Verhältnisse bezogen: 1830 erfocht [das Volk] den Sieg für jene Bourgeoisie, die eben so wenig taugt wie jene Noblesse, an deren Stelle sie trat (1840 A118 Heinrich Heine, Über Ludwig Börne, Zweites Buch); in verschärftem Gegensatz zum Proletariat dann ›die Produktionsmittel besitzende Klasse‹ im dialektischen Materialismus, womit die Unbestimmtheit von dt. "Bürger" vermieden wurde: unsere Epoche… der Bourgeoisie [hat] die Klassengegensätze vereinfacht… in zwei große feindliche Lager… : Bourgeoisie und Proletariat (1848 Manifest der Kommununistischen Partei; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels 4,463) und so im Sozialismus »(städtische) besitzende Gesellschaftsschicht mit entsprechender sozialer Stellung« (L337 WdG), daher auch abwertend im Sinne von ›wohlhabendes Spießbürgertum‹; dagegen allgemeiner zum Ausdruck von Wohlhabenheit und Bildung: wenn Dein Sohn auch nicht gerade zur Aristokratie gehört, so darf er sich doch zur gehobenen Bourgeoisie zählen (K.Mann; L097 GWb), so auch im Filmtitel von 1972 Der diskrete Charme der Bourgeoisie(Buñuel). L086 GG 1,713ff.
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