Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
böse
ahd. bosi, mhd. bœse, nur deutsches Wort, vielleicht verwandt mit engl. boast.1 Bis ins 17. Jahrhundert ›gering, wertlos‹: böse Kleidung (L308 Kaspar Stieler), dafür seither "schlecht".
2 Seit dem Mittelhochdeutschen erscheint es als direkter ⇓ "S012" Gegensatz zu "gut" (bei A180 Martin Luther noch "übel", vgl. Matthäus 6,13): wissen, was gut und bös ist (L105 Georg Henisch); wenn ein Mensch, sobald ihn keine äußere Macht abhält, stets geneigt ist, Unrecht zu tun, nennen wir ihn böse (A.Schopenhauer, Vorlesung über die gesammte Philosophie: Der böse Karakter; Sämtliche Werke, hg. P.Deussen, 10,508); substantivisch das Böse: Jenseits von Gut und Böse (Nietzsche). Es konkurriert einerseits mit "schlecht": böser Weg, böses Wetter, besonders im moralischen Sinn: es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); psychoanalytisch relativiert: Was tut die Psychoanalyse… anders als das alte Wort von Plato bestätigen, daß die Guten diejenigen sind, welche sich begnügen, von dem zu träumen, was die anderen, die Bösen wirklich tun? (S.A063 Sigmund Freud I,157); andererseits mit "schlimm": ein böses Aug (L105 Georg Henisch), einen bösen Magen (L200 Josua Maaler); böse Verletzung; böse dran sein; nicht ersetzbar in festen Verbindungen: wenn dich die bösen Buben locken / So folge nicht (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 1,10); der Böse »wirt für den teufel genommen« (L200 Josua Maaler); böse Zunge ›Lästermaul‹; böses Blut machen (Luther; L059 DWbs. v. Blut) ›Feindschaft stiften‹; böser Blick, böse Geister.
3 ›zornig, verärgert‹ jmdm. / auf jmdn. böse sein: da wurden die schneider ganz bös uf in (Eulenspiegel; L059 DWb); Mache mich nicht böse (L004 Johann Christoph Adelung); und ich grübelte über den Zusammenhang zwischen den bösen Worten am Spiegel des Schlafzimmers und ihrer augenblicklichen Freundlichkeit nach (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 18).
4 umgangssprachlich jetzt adverbial abgeblaßt ›sehr‹: Es wäre… zu befürchten, daß sich der regelmäßige Turnus von jetzt an böse beschleunigen würde (A154 Hermann Kasack, Stadt 331); sich böse irren. ↑ "erbosen".
Bosheit (ahd. ) jetzt die auf den Schaden anderer gerichtete schlechte Gesinnung, in der Bibelsprache entspricht es noch mehr dem Adjektiv böse in moralischen Sinne. Weil böse und Bosheit einander semantisch nicht mehr wie im Mittelhochdeutschen entsprechen, ist Bosheit nicht an das Adjektiv angeglichen worden (vgl. dagegen "Schönheit", "Kühnheit" statt mhd. schonheit, kuonheit). Häufig im Plural und verharmlost: Zwar ihr sagt: »die Lust an kleinen Bosheiten erspart uns manche grosse böse That.« (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 114).
boshaft (1535; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) älter und bis L308 Kaspar Stieler auch boshaftig, dessen »unnötige Verlängerung« mit J. L.L078 Johann Leonhard Frisch aufgegeben wird. Zu Bedeutung und Lautung vgl. Bosheit.
Bösewicht ›Schurke‹, mhd. bœsewiht, auch ⇓ "S072" mit innerer Flexion, bei Luther der Plural Bösewichter, ↑ "Wicht".
böswillig (frühnhd.) »die Absicht zu schaden habend« (L004 Johann Christoph Adelung); älteres böslich (mhd. ) vereinzelt noch in Gesetzen (BGB §1567).
bösartig (L200 Josua Maaler) speziell bösartige Krankheit »die… schwer zu heilen ist« (L004 Johann Christoph Adelung).
2 Seit dem Mittelhochdeutschen erscheint es als direkter ⇓ "S012" Gegensatz zu "gut" (bei A180 Martin Luther noch "übel", vgl. Matthäus 6,13): wissen, was gut und bös ist (L105 Georg Henisch); wenn ein Mensch, sobald ihn keine äußere Macht abhält, stets geneigt ist, Unrecht zu tun, nennen wir ihn böse (A.Schopenhauer, Vorlesung über die gesammte Philosophie: Der böse Karakter; Sämtliche Werke, hg. P.Deussen, 10,508); substantivisch das Böse: Jenseits von Gut und Böse (Nietzsche). Es konkurriert einerseits mit "schlecht": böser Weg, böses Wetter, besonders im moralischen Sinn: es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); psychoanalytisch relativiert: Was tut die Psychoanalyse… anders als das alte Wort von Plato bestätigen, daß die Guten diejenigen sind, welche sich begnügen, von dem zu träumen, was die anderen, die Bösen wirklich tun? (S.A063 Sigmund Freud I,157); andererseits mit "schlimm": ein böses Aug (L105 Georg Henisch), einen bösen Magen (L200 Josua Maaler); böse Verletzung; böse dran sein; nicht ersetzbar in festen Verbindungen: wenn dich die bösen Buben locken / So folge nicht (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 1,10); der Böse »wirt für den teufel genommen« (L200 Josua Maaler); böse Zunge ›Lästermaul‹; böses Blut machen (Luther; L059 DWbs. v. Blut) ›Feindschaft stiften‹; böser Blick, böse Geister.
3 ›zornig, verärgert‹ jmdm. / auf jmdn. böse sein: da wurden die schneider ganz bös uf in (Eulenspiegel; L059 DWb); Mache mich nicht böse (L004 Johann Christoph Adelung); und ich grübelte über den Zusammenhang zwischen den bösen Worten am Spiegel des Schlafzimmers und ihrer augenblicklichen Freundlichkeit nach (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 18).
4 umgangssprachlich jetzt adverbial abgeblaßt ›sehr‹: Es wäre… zu befürchten, daß sich der regelmäßige Turnus von jetzt an böse beschleunigen würde (A154 Hermann Kasack, Stadt 331); sich böse irren. ↑ "erbosen".
Bosheit (ahd. ) jetzt die auf den Schaden anderer gerichtete schlechte Gesinnung, in der Bibelsprache entspricht es noch mehr dem Adjektiv böse in moralischen Sinne. Weil böse und Bosheit einander semantisch nicht mehr wie im Mittelhochdeutschen entsprechen, ist Bosheit nicht an das Adjektiv angeglichen worden (vgl. dagegen "Schönheit", "Kühnheit" statt mhd. schonheit, kuonheit). Häufig im Plural und verharmlost: Zwar ihr sagt: »die Lust an kleinen Bosheiten erspart uns manche grosse böse That.« (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 114).
boshaft (1535; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) älter und bis L308 Kaspar Stieler auch boshaftig, dessen »unnötige Verlängerung« mit J. L.L078 Johann Leonhard Frisch aufgegeben wird. Zu Bedeutung und Lautung vgl. Bosheit.
Bösewicht ›Schurke‹, mhd. bœsewiht, auch ⇓ "S072" mit innerer Flexion, bei Luther der Plural Bösewichter, ↑ "Wicht".
böswillig (frühnhd.) »die Absicht zu schaden habend« (L004 Johann Christoph Adelung); älteres böslich (mhd. ) vereinzelt noch in Gesetzen (BGB §1567).
bösartig (L200 Josua Maaler) speziell bösartige Krankheit »die… schwer zu heilen ist« (L004 Johann Christoph Adelung).