Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bohren
ahd. boron, mhd. born, gemeingermanisch (engl. bore), verwandt mit lat. forare. Es kann ohne Objekt stehen: bohre ihm mit einem Pfriemen durch sein Ohr (Luther), zwei Zoll tief bohren usw., so besonders ⇓ "S033" bergmannssprachlich nach Salz, Kohlen bohren. Als Objekt steht das Resultat: ein Loch bohren, seltener der Gegenstand der Handlung: nicht gern hartes Holz, dicke Bretter bohren (vgl. L308 Kaspar Stieler) ›sich nur ungern mit schwierigen Arbeiten abgeben‹, dazu⊚ bohren wo das Brett am dünnsten (vgl. L105 Georg Henisch) ›sich eine Sache bequem machen‹, daher heute umgangssprachlich "Dünnbrettbohrer" (L337 WdG) in der entsprechenden Bedeutung; der hineingetriebene Gegenstand als Objekt in Verbindung mit Richtungsbezeichnungen: einen Bohrer in, durch das Holz bohren; bei ein Schiff in den Grund bohren (L169 Matthias Kramer) ist das Versinken indirekt durch das Bohren »Schießen« (L004 Johann Christoph Adelung) bewirkt. Zum eigentlichen Bohren gehört ein scharfes Instrument und eine drehende Bewegung, doch gebraucht man es zuweilen, wo kein scharfes Instrument verwendet wird, vgl. Lolo streckt sich, gähnt, bohrt in der nase (Wieland; L059 DWb). Das von J.Fischart bis Tieck belegte jmdm. den Esel bohren ›ihm zeigen, was für ein Esel er ist‹ geht auf das gleiche Bild zurück wie jmdm. den Narren stechen/ schneiden: das in ihm Steckende an den Tag bringen. Auch ohne Vorstellung der drehenden Bewegung: jmdm. den Degen, das Messer in den Leib bohren, jmdn. durchbohren (L200 Josua Maaler), letzteres häufig bildlich: durchbohrender Blick. Übertragen »von einer unablässigen, zumal peinlichen Wirksamkeit« (L264 Daniel Sanders): ich wollt dir von musik sagen, das bohrt mir schon lange im kopf (B.v.Arnim; L059 DWb), besonders im Partizip Präsens: vom Vater [hatte er] Geistesgaben [geerbt], die sich früh mit… bohrender Sehnsucht nach vornehmeren Daseinsformen verbanden (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 618), bohrender Schmerz, bohrende Blicke (L059 DWb), bohrend fragen: ›Du kommst zum Fest?‹ fragte er mich dann direkt bohrend (A120 Eckhard Henscheid, Die Vollidioten [271986] 117). Übertragen ⇑ "anbohren", "verbohrt".
Bohrer (frühnhd.): Ein borer der gewunden ist / macht ein unebnes loch (L105 Georg Henisch), älter mhd. nabeger, mundartlich Naber.
ahd. boron, mhd. born, gemeingermanisch (engl. bore), verwandt mit lat. forare. Es kann ohne Objekt stehen: bohre ihm mit einem Pfriemen durch sein Ohr (Luther), zwei Zoll tief bohren usw., so besonders ⇓ "S033" bergmannssprachlich nach Salz, Kohlen bohren. Als Objekt steht das Resultat: ein Loch bohren, seltener der Gegenstand der Handlung: nicht gern hartes Holz, dicke Bretter bohren (vgl. L308 Kaspar Stieler) ›sich nur ungern mit schwierigen Arbeiten abgeben‹, dazu⊚ bohren wo das Brett am dünnsten (vgl. L105 Georg Henisch) ›sich eine Sache bequem machen‹, daher heute umgangssprachlich "Dünnbrettbohrer" (L337 WdG) in der entsprechenden Bedeutung; der hineingetriebene Gegenstand als Objekt in Verbindung mit Richtungsbezeichnungen: einen Bohrer in, durch das Holz bohren; bei ein Schiff in den Grund bohren (L169 Matthias Kramer) ist das Versinken indirekt durch das Bohren »Schießen« (L004 Johann Christoph Adelung) bewirkt. Zum eigentlichen Bohren gehört ein scharfes Instrument und eine drehende Bewegung, doch gebraucht man es zuweilen, wo kein scharfes Instrument verwendet wird, vgl. Lolo streckt sich, gähnt, bohrt in der nase (Wieland; L059 DWb). Das von J.Fischart bis Tieck belegte jmdm. den Esel bohren ›ihm zeigen, was für ein Esel er ist‹ geht auf das gleiche Bild zurück wie jmdm. den Narren stechen/ schneiden: das in ihm Steckende an den Tag bringen. Auch ohne Vorstellung der drehenden Bewegung: jmdm. den Degen, das Messer in den Leib bohren, jmdn. durchbohren (L200 Josua Maaler), letzteres häufig bildlich: durchbohrender Blick. Übertragen »von einer unablässigen, zumal peinlichen Wirksamkeit« (L264 Daniel Sanders): ich wollt dir von musik sagen, das bohrt mir schon lange im kopf (B.v.Arnim; L059 DWb), besonders im Partizip Präsens: vom Vater [hatte er] Geistesgaben [geerbt], die sich früh mit… bohrender Sehnsucht nach vornehmeren Daseinsformen verbanden (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 618), bohrender Schmerz, bohrende Blicke (L059 DWb), bohrend fragen: ›Du kommst zum Fest?‹ fragte er mich dann direkt bohrend (A120 Eckhard Henscheid, Die Vollidioten [271986] 117). Übertragen ⇑ "anbohren", "verbohrt".
Bohrer (frühnhd.): Ein borer der gewunden ist / macht ein unebnes loch (L105 Georg Henisch), älter mhd. nabeger, mundartlich Naber.