Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
blöd(e)
ahd. blodi, mhd. blœde, gemeingermanisch; ⇓ "S026"1 ursprünglich ›schwächlich‹, ›schadhaft‹, auch von Sachen, vgl. die blöden dächer (1675 Ch.Weise; L059 DWb); ohne dich ist auch der Wein blöd, der Nektar selbst ist blöd (Geßner); ⇓ "S029" seit frühneuhochdeutscher Zeit immer mehr auf menschliche Eigenschaften eingeschränkt:
1.1 zur Bezeichnung körperlicher Schwächen: ein zu blöder magen (Lohenstein; L059 DWb), Lea hatte ein Blöde gesicht (›Sehkraft‹) (A180 Martin Luther, 1.Mose 19,17), daher auch blödsichtig (Wieland; L059 DWb),
1.2 bezogen auf Verhalten ›schüchtern‹, ›furchtsam‹: Gott hat mein hertz blöd gemacht(A180 Martin Luther, Hiob 23,16), im 18./ 19. Jahrhundert Gegensatz zu "dreist": erst war er so blöd, / Doch jetzt ist er fast unverschämt (A082 Christian Dietrich Grabbe, Gothland 4,1).
2 Die heutige Bedeutung ›albern, dumm, einfältig‹ (v. a. süddeutsch, vgl. L171 Paul Kretschmer 23) ist von blödsinnig (s. unten) übertragen, erst mit dem 20. Jahrhundert üblich: des is doch blöd, des is grad so dumm, als wenn (K.Valentin, Brillantfeuerwerk; Gesammelte Werke 1961,321); dazu blödeln (s. unten); weiter überhaupt
3unangenehm‹ (L201 Lutz Mackensen 1952) ein blöder Kerl, eine blöde Angelegenheit. Heute veraltet Blödigkeit. ↑ "entblöden".
blödsinnig (1617 Opitz; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ursprünglich ›von schwachem Verstand‹, heute ›unvernünftig‹, ›sinnlos‹, auch im Sinne von ›unannehmbarblödsinniges Tempo (»salopp«, L337 WdG); daraus ⇓ "S183" rückgebildet
Blödsinn (L003 Johann Christoph Adelung 1774), eigentlich ›schwacher Verstand‹, bereits im 19. Jahrhundert (L264 Daniel Sanders: »Dummheit und ein ihr gemäßes Thun«) auch in der heute alleinigen Bedeutung ›dummes Zeug‹.
blödeln junge ⇓ "S099" Iterativbildung ›bewußt Unsinn reden, albern reden‹ (19. Jahrhundert), dazu Blödelei, Geblödel.
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