Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Blick
ahd. / mhd. blic; ursprünglich ›plötzliches Ausstrahlen von Licht‹, verwandt "Blitz", "blecken", "bleich".1 Im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen ist es das gewöhnliche Wort für Blitz; noch Luther mit Blicken des Blitzes, auch A075 Johann Wolfgang von Goethe: ein Nachbar sah den Blick vom Pulver und hörte den Schuß fallen (Werther 19,190,1), blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne(Faust II,10751); vgl. auch bergmannssprachlich Goldblick, "Silberblick", ⇓ "S196" seemannssprachlich Blickfeuer (auch Blinkfeuer).
2 Schon mittelhochdeutsch auch ›Aufschlagen des Auges‹ (↑ "Augenblick"), ›das Richten des Auges auf einen Gegenstand‹ (wobei das Auge einen Glanz ausstrahlt).
⊚⊚ mit eínem Blick (mhd. ), einen Blick werfen (L004 Johann Christoph Adelung), auf den ersten Blick (L004 Johann Christoph Adelung), jmdn. keines Blickes würdigennicht beachten‹, einen Blick (auch Auge) für etwas haben (L109 Moriz Heyne) ›etwas beurteilen können‹, Blicke wechseln (bereits mhd. ). Häufig zum Ausdruck eines Gemütszustands: wie bei ihren Leiden sich mein Blik getrübt (A131 Friedrich Hölderlin, Die Meinige), verächtlicher Blick (L004 Johann Christoph Adelung), durchdringender, offener, seelenloser Blick (alle L264 Daniel Sanders), Oh ihr Blicke der Liebe alle, ihr göttlichen Augenblicke (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 142).
3 Mit einer damit verbundenen Wahrnehmung ›Anblick, Ausblick‹: den schönen Blick hab' ich zum erstenmal (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,10367); Zimmer mit Blick aufs Meer. ⇑ "Anblick", "Durchblick", "Einblick", "Rückblick", "Überblick", "Seitenblick".
Blickfang (L056 Duden 1937) ›was Aufmerksamkeit erregt‹ (nach engl. eye-catcher), als Blickfang dienen; im L056 Duden 1929
BlickfeldBereich, der im Blick liegt‹, übertragen ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten, rücken;
Blickwinkel"S027" übertragen ›Gesichtspunkt, Perspektive‹: etwas aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten.
blicken (ahd. )
1blinken, blitzensie[die Wagen] blicken wie Fackeln (Luther), umblicket mich schnell ein groß Licht vom Himmel (Luther), die Sonne blickt durch der Zweige Grün (Schiller), die Sonne so golden blickend als ie(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Briefe 3,45,7); abgeschwächt ›sichtbar sein‹, besonders in "durchblicken", hervorblicken, sich blicken lassen (L004 Johann Christoph Adelung); vor allem
2schauen‹: das Auge blickt, der Mensch blickt mit den Augen; poetisch mit Akkusativ des Inhalts: Zorn blickt mein blaues Aug (Klopstock). Wie "sehen" umgangssprachlich auch ›verstehen‹, ↑ "durchblicken". Die Vorstellung einer Wahrnehmung besonders in erblicken.
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